Schlamm voraus!

Die Sonne zumindest in den Herzen: Übermorgen startet das Open Air St. Gallen 2013

Noch knapp mehr als 50 Stunden bis zur 37. Ausgabe des Open Air St. Gallen. Die Wettervorhersagen sind so schlecht wie schon lange nicht mehr. Das wird die Stimmung aber wohl nur wenig trüben. Die Vorschau mit einigen Bandtipps.
Vor kurzem schien die Sonne noch im Sittertobel..
Vor kurzem schien die Sonne noch im Sittertobel..Photo: zVg., Open Air St. Gallen / Ausnahmezustand, Michael Dornbierer
Das lange Warten auf ein seit über vier Monaten ausverkauftes Festival hat in zwei Tagen ein Ende. Vorbei das Abwägen aller möglichen Eventualitäten, die die neu eingeführten RFID-Chips in den vergangenen Wochen laufend im Gespräch gehalten hatten. Spätestens am Festivalsonntag wird klar sein, ob diese Änderung sich bewährt hat oder nicht.

Bis zu diesem Zeitpunkt werden die täglich 30'000 Zuschauer allerdings nicht annähernd so viel Sonne am Festival erlebt haben, wie es in den letzten Jahren der Fall war. Die aktuellen Wetterprognosen verheissen einen wenig erfreulichen Mix aus Wolken und Regen. Bei Temperaturen von durchschnittlich 13 Grad tagsüber und 7 Grad nachts sind warme Kleider und wetterfeste Schuhe ein Muss.

Ausgewogener Mittelweg

Angeführt von Topacts wie den Kings Of Leon, die irgendwo zwischen Mainstream und Indie angesiedelt ziemlich passend die musikalische Ausrichtung des Open Air St. Gallen verkörpern und der isländischen Post-Rockband Sigur Rós, die mit ihrem neuen, etwas härteren und erneut äusserst gelungenen Album «Kveikur» im Gepäck in der Dunkelheit der Freitagnacht - wie im übrigen auch Archive kurz davor auf der Sternenbühne - gross auftrumpfen dürften, präsentieren die Veranstalter ein weiteres Mal ein durchaus ausgewogenes Line-Up mit knapp 60 Bands.

Neben dem dritten Headliner Die Ärzte hat sich innerhalb der vergangenen Monate ein Hip-Hop-Act als weiterer Publikumsmagnet herauskristallisiert: Macklemore & Ryan Lewis. Am vergangenen Samstag sorgte das US-Duo am Southside dafür, dass es vor der zweitgrössten Bühne des Festivals zu einem Zuschaueraufmarsch gekommen war, den es in diesem Umfang dort noch nie gegeben hatte. Im September spielen sie zudem im ausverkauften Hallenstadion in Zürich.



Die «Nachfolge» der vergangenes Jahr dermassen beliebten Mumford & Sons wurde für die 37. Ausgabe mit zwei Acts geregelt, die sich in ähnlichen musikalischen Gefilden bewegen und ebenfalls jüngst einen grossen Aufschwung erlebt haben: Of Monsters And Men aus Island und das US-Trio The Lumineers.

Höhepunkte zum Schluss im Zelt

Am meisten Vorfreude weckt aber der sonntägliche Abschluss auf der Sternenbühne. Die wunderbare Indie-Rockband Shout Out Louds aus Schweden und das gehypte Schwestern-Trio Haim aus Los Angeles mit seiner Mischung aus Folk und R'n'B, das im Sittertobel den ersten Schweizer Auftritt absolvieren und am selben Abend noch seinen Support-Slot auf der laufenden Rihanna-Tour im Hallenstadion wahrnehmen wird, lassen dabei den Verlust von Modest Mouse, die ihre komplette Festivaltournee abgesagt hatten, ein bisschen verschmerzen.

Band Of Horses, eine weitere Perle des diesjährigen Line-Ups, performen in ihren aktuellen Festivalsets erfreulicherweise etliche Songs ihres herausragenden Albums «Cease To Begin» aus dem Jahr 2007, der noch ältere Überhit «The Funeral» fehlt natürlich auch nicht. Die amerikanische Band spielt am Samstagabend vor den Kings Of Leon.



Und was sind die (Geheim-)Tipps dieses Jahr? Der «harte» Einstieg ins Freitagsprogramm mit METZ auf der Sternen- und Fidlar verspricht einiges. Erstgenannte Kanadier entstammen dem berüchtigten US-Label Sub Pop und haben mit ihrem brachialen Mix aus Grunge, Punk und Noise für viel (positives) Aufsehen gesorgt. Die Surf-Punk-Band Fidlar überzeugte vor kurzem in der Zürcher Hafenkneipe.

Und da wären noch Terribly Overrated Youngsters. Wer? Das achtköpfige Kollektiv aus Leipzig - inklusive Bläsersektion - erschien 2012 mit ihren ausschliesslich mit non-digitalen Instrumenten nachgespielten Elektro-Tracks (Daft Punk, Justice, Boys Noize etc.) erstmals am Melt!, Berlin Festival und der Fusion auf der Bildfläche. Ob es zu «crystalcastles'schen» Zeiten am Samstagnachmittag im Sittertobel wirklich zur Geltung kommt, bleibt abzuwarten. Das regnerische Wetter dürfte den (noch) nicht so bekannten Acts auf der Sternenbühne aber generell durchaus in die Hände spielen.



Radio-Tipp: Wer sich kein Ticket für das ausverkaufte Open Air St. Gallen 2013 ergattern konnte, kommt am Freitag und Samstag ab 20:00 Uhr bei DRS Virus auf seine Kosten. Der Radiosender überträgt direkt aus dem Sittertobel.
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