Fiasko da, Nobs dort

Von Bargeld und Gedenken - ein schneller Blick zurück auf Gurtenfestival, Montreux Jazz und Melt!

Ein Geburtstagsfest mit Startproblemen, eine neue Zeitrechnung an neuer Adresse und ein dank Fernsehen nachhallender Szenetreff: Gurtenfestival, Montreux Jazz und Melt! im Kurz-Rückblick.
Das 30. Gurtenfestival aus der Vogelperspektive.
Das 30. Gurtenfestival aus der Vogelperspektive.Photo: facebook.com/GurtenfestivalBern

Gurtenfestival: ein rumpliges Jubiläum


Mit 77'000 Zuschauern an vier mehrheitlich sonnigen Tagen bescherte das 30-jährige Jubiläum dem Gurtenfestival einen neuen Besucherrekord. Das Festival hatte dabei einen turbulenten Auftakt zu beklagen. Der softwarebedingte Ausfall des neu eingeführten «Cashless»-Systems machte den Donnerstag zu einem «beschissenen Tag» (Booker Phibe Cornu) für die Veranstalter. An zahlreichen Kassen hatte mit dem RFID-Chip nicht bezahlt werden können, im Vorfeld aufgeladene Geldbeträge wurden nicht angezeigt. Am Freitag waren diese Probleme gelöst, über das Wochenende konnte allerdings standesgemäss, aber nicht wie zunächst vorgesehen, doch auch mit Bargeld bezahlt werden. Ob das neue System im kommenden Jahr nochmals zum Einsatz kommt, wollen die Organisatoren in den anstehenden Wochen eingehend analysieren.

Musikalisch war das 30. Gurtenfestival gleichermassen holprig in die Gänge gekommen. Bands wie das US-Trio Black Rebel Motorcycle (oder die Smashing Pumpkins als Headliner am Samstag) fanden beim Berner Publikum nur sehr wenig Anklang. Das sah beim (zu erwartenden) stimmungsmässigen Höhepunkt der diesjährigen Jubiläumsausgabe anders aus: Die Toten Hosen erwiesen sich einmal mehr als Idealbesetzung für ein Festival in diesen Breitengraden. Die gewohnte Spielfreude und Interaktion mit dem Publikum fehlte ebensowenig wie der crowdsurfende Ausflug von Frontmann Campino zum Mischturm - inklusive bengalischer Fackel auf dessen Dach - und zurück.



Mit erfrischenden Auftritten überzeugten auch die beiden Newcomer Bastille und Imagine Dragons, wobei zweitere die Kapazität der Zeltbühne an ihre Grenzen brachten. Den üppig warmen Sonntag bestritten auf der Hauptbühne gleich mehrere Sängerinnen, darunter das französische Energiebündel Zaz als besonders belebendes Element. Den würdigen Abschluss markierten jedoch vier stets angenehme Zeitgenossen aus Stuttgart. Dem Gurten wurde dabei eine besondere Ehre zuteil: als einziges Festival überhaupt, wo Die Fantastischen Vier beide Unplugged-Versionen aufgeführt haben.

Für die Agenda: das 31. Gurtenfestival wird vom 17. bis 20. Juli 2014 ausgetragen.


Montreux Jazz: Tribut überall


Das neue Strassenschild
Photo: montreuxjazzfestival.com
Die Ausgabe 1 des Montreux Jazz nach dem Tod von Patron Claude Nobs ist gestern Abend mit einen Geburtstagsabend zu Ehren von Produzentenlegende und einem der engsten Freunde Nobs', Quincy Jones, zu Ende gegangen. Rund eine Viertelmillion Zuschauer hatten während den 18 Tagen den Weg an den Genfersee auf sich genommen.

Die kostenpflichtigen Konzerte erreichten dabei eine gute Auslastung: elf Konzertabende im altehrwürdigen Auditorium Stravinski waren ausverkauft, darunter die drei aufeinanderfolgenden Auftritte von Prince oder die Shows mit Leonard Cohen und Sting. In der ehemaligen Miles Davis Hall (neu: Montreux Jazz Lab) sorgten der Eröffnungstag mit dem Protagonisten Rodriguez aus dem oscarprämierten Meisterwerk «Searching For Sugar Man», das sympathische US-Trio The Lumineers und einer der Elektro-Abende (u.a. mit Paul Kalkbrenner) für drei Mal «volles Haus». Als weitere Highlights vor Ort zeichneten sich zudem Acts wie James Blake oder Ben Howard aus.

Tribut für den verstorbenen Mitbegründer des Festivals wurde vielerorts gezollt. Die Gemeinde Montreux setzte dies ihrerseits mit der Umtaufung des Strassenabschnitts, an dem sich das Kongresszentrum, die Büros und das Hotel Montreux Palace befinden. Neu heisst es dort «Avenue Claude Nobs».

Das 48. Montreux Jazz findet vom 04. bis 19. Juli 2014 statt.







Melt!: im TV nicht zu übersehen


Schönes Ambiente am Melt! 2013
Photo: © Stephan Flad, facebook.com/meltfestival
Zum zweiten Mal hintereinander war das Melt! in der futuristisch beleuchteten Umgebung eines ehemaligen Tagebaus in Ferropolis ausverkauft. Rund 20'000 Besucher erlebten dieses Wochenende die Shows von über 120 Acts, u.a. James Blake, den Babyshambles, Alt-J, Atoms For Peace und einen Überraschungsauftritt von Kraftklub unter dem Pseudonym Die Kosmonauten.

Der deutsche Digitalsender ZDFkultur sendete im Rahmen seiner etlichen Festivalberichterstattungen diesen Sommer am Samstagabend während vier Stunden. Den gesamten Mitschnitt (mit Claire, Sizarr, Kettcar, The 1975, Austra, Woodkid und James Blake) kann man sich hier leider nicht mehr nochmals ansehen.

In der laufenden Woche werden zudem einzelne Konzerte separat ausgestrahlt:
- Montag, 22. Juli, 23:25 Uhr: Austra
- Dienstag, 23. Juli, 00:10 Uhr: Alt-J
- Mittwoch, 24. Juli, 23:50 Uhr: Claire und Sizarr
- Donnerstag, 25. Juli, 23:45 Uhr: Azealia Banks und Disclosure
- Freitag, 26. Juli, 00:10 Uhr: Miss Kittin

In der Folgewoche wird es ebenfalls noch Woodkid, Ghostpoet und The 1975 zu sehen geben.
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