Nur wird der Begriff «Wortspiel» nicht im Ansatz dem gerecht, was Tempest in ihren Zeilen präsentiert. Das sind kleine, grossartige Geschichten aus dem Leben einer imaginären Protagonistin namens Becky, wie man sie mit Reimen kaum besser beschreiben und auf den Punkt erzählen könnte. Von ungefähr kommt das alles nicht. Die Londonerin ist in ihrer Heimat längst als Spoken-Word-Künstlerin bekannt, hat eigene Theaterstücke geschrieben, wird bereits jetzt als Poesiehoffnung betitelt und mit Auszeichnungen gewürdigt. Dass ihr erster musikalischer Soloausflug, das Debütalbum «Everybody Down», diesen Herbst bei den Nominationen für den prestigeträchtigen Mercury Prize zu finden war, ist unter diesen Gesichtspunkten nicht komplett verwunderlich.
Sofort in den Bann gezogen
Warum muss «Wortspiel» aber dennoch ins Spiel kommen? Weil «Sturm» in jeglicher Hinsicht ins Schwarze trifft. Den furiosen Flow zum Beispiel, den demonstriert Tempest in Zürich von Beginn weg. Das kurze Intro ihrer Band bricht sie ab, um a capella und teils in horrendem Tempo loszurattern, äh, zu rappen. Alles andere als da nicht gebannt auf jede einzelne Silbe zu achten, ist gar nicht möglich, so präsent ist Tempest, so ausgereift ihre Bühnenerfahrung von unzähligen Open-Mic-Sessions in der Vergangenheit. Zwölf Jahre habe sie sich den Arsch aufgerissen, um jetzt an dieser Stelle zu stehen, wird sie nachher einmal erzählen. Well, diese Kraft, diese Entschlossenheit ist mehr als spürbar.Nach dem ersten Song darf die musikalische Begleitung dann richtig einsetzen. Dafür verantwortlich: Eine Band aus zwei Schlagzeugern, einmal klassisch mit elektronischem Anbau auf der einen, auf der anderen Seite der Bühne ausschliesslich mit Drumpads ausgerüstet. Hinten wird derweil mit Synthies und Samplern hantiert, so dass im Endeffekt zumeist stürmische Uptempo-Beats entstehen, die gerne auch ausarten. Ist aber keine Herausforderung für Tempest, raptechnisch kann sie mit Leichtigkeit im selben Stil tempomässig aufdrehen. Schade ist einzig, dass in diesen Momenten zeitweise ihre Stimme im Drum-Hagel untergeht, wo man doch jede Songzeile so gern aufsaugen und ja kein Wort verpassen würde.