Ein Blick in die Glaskugel

Wer am Open Air St. Gallen 2015 auftreten könnte

Am Montag wird das Open Air St. Gallen seine ersten Bands für die 39. Ausgabe vom 25. bis 28. Juni 2015 bekanntgeben. Andere Festivalbestätigungen lassen zwar Rückschlüsse zu, die Marktsituation macht das Ganze aber nicht wirklich durchschaubar.
Es ist ein Rätselraten, welche Bands das Open Air St. Gallen am Montag bestätigen könnte.
Es ist ein Rätselraten, welche Bands das Open Air St. Gallen am Montag bestätigen könnte.
Am kommenden Montag, 08. Dezember ist es mal wieder soweit: Die Veranstalter des Open Air St. Gallen gewähren einen ersten Einblick in ihr Line-Up. Etliche europäische Festivals haben zum jetzigen Zeitpunkt bereits mehrere Bands angekündigt. Erfahrungsgemäss liefern diese Bestätigungen durchaus Anhaltspunkte. Selten war es jedoch so schwierig wie dieses Jahr, eine Prognose abzugeben, welche Bands im nächsten Sommer effektiv im Sittertobel auftreten könnten.

Wegen Werchter

Grund dafür ist das belgische Grossfestival Rock Werchter, das sich unbedingt die Dienste der Foo Fighters sichern wollte, deshalb um eine Woche vorverschoben wurde und ergo nun parallel zum Open Air St. Gallen über die Bühne geht. Traditionell hatten die hiesigen Organisatoren in der Vergangenheit sowieso schon damit zu kämpfen, dass sich Bands desöfteren nur ungern vom ebenfalls am selben Wochenende stattfindenden Festivalmythos Glastonbury in die Ostschweiz locken liessen. Nun ist mit Werchter ein sehr harter Konkurrent hinzugekommen, der die Bandsuppe zweifellos versalzen könnte. In welchem Ausmass sich inbesondere die mittelgrossen Acts trotz der quasi topgesetzten Glastonbury und Werchter zu einem Abstecher in Richtung St. Gallen verleiten lassen, ist nicht einschätzbar. Klar ist aber, dass dieser Umstand die Bands für das Open Air St. Gallen noch einmal teurer werden lassen dürfte.

Neben den beiden Grossfestivals buhlen eine weitere Handvoll Festivals der «St. Galler» Stärkeklasse am letzten Juni-Wochenende um die Gunst der Bands in Europa. Einer der Mitkonkurrenten, das Rock-A-Field in Luxemburg, hat in der Zwischenzeit kapituliert, sich im Terminplan eine Woche nach hinten bewegt und dafür Acts wie Muse, Rise Against und Alt-J verpflichten können. Für das Open Air St. Gallen kommt ein anderes Austragungsdatum indes nicht in Frage. «Trotz der Konkurrenz», wie Mediensprecherin Sabine Bianchi betont.

Deutsche Fraktion um Beatsteaks und Kraftklub?

Eine mögliche Konsequenz des internationalen Wettstreits könnte bedeuten, dass die Anzahl deutscher Bands am Open Air St. Gallen kommendes Jahr ansteigt, da sich die deutschsprachige Konkurrenzsituation einiges überschaubarer darstellt. Als Topkandidaten aus dem nördlichen Nachbarland haben sich hierbei die Beatsteaks und Kraftklub herauskristallisiert. Beide mit neuen (erfolgreichen) Alben unterwegs, an ausverkauften Konzerten gefeiert und mit Vergangenheit im Sittertobel.

Sehr weit oben auf der Liste dürften zudem die Mighty Oaks stehen. Wer, wenn nicht das in Berlin ansässige Indie-Folk-Trio würde exakter in die musikalische Ausrichtung des Open Air St. Gallen passen? Aber auch für einen Hip-Hop-Act der Sorte Marteria, der es als formidabler Liveact verstanden hat, die Publikumsmassen über die Genregrenzen hinweg zu überzeugen, könnte Platz geschaffen werden. Wie für Singer-Songwriter Clueso, den es allerdings gefühlt eher ans «gemässigtere» Gurtenfestival ziehen könnte.

Pop mit Kodaline und Sam Smith?

Zwei Kronfavoriten lassen sich auf der Popschiene ausmachen: Kodaline und Sam Smith. Erstere wären die logische Fortführung von Bastille oder Tom Odell in diesem Jahr, zweiterer hat nicht nur für sein anstehendes Frühlingskonzert das Zürcher X-Tra Monate im voraus ausverkauft, er ist auch im vergangenen Jahr bereits bei der härtesten Konkurrenz (Glastonbury und Werchter) aufgetreten.

Überdies hat im Bereich der Indie-Acts das Rock Werchter heute Freitag zwei prominente Namen bekanntgegeben, die routingtechnisch für ein Engagement am Open Air St. Gallen freilich in Frage kommen könnten, sofern sie nicht das Montreux Jazz bevorzugen: Damien Rice und The War On Drugs.

Das Feld derjenigen Schweizer Bands, die Spielzeit auf den beiden grossen Bühnen im Sittertobel dürfen, gestaltet sich erfahrungsgemäss recht übersichtlich. Fernab des regionalen Musikschaffens dürften die international und die national durchgestarteten Kadebostany bzw. Lo & Leduc ganz heisse Aspiranten sein, da beide noch nie am Open Air St. Gallen aufgetreten sind. Ferner erscheint ein Aufstieg der diesjährigen Chesterfield-Live-Stage-Vertreter aus Bern, Pablo Nouvelle und Jeans For Jesus, angesichts derer Weiterentwicklung ebenfalls im Bereich des Realistischen.

Was ist mit Mumford & Sons?

Bleibt noch die grosse Frage offen: Welche Namen werden zuoberst auf dem Festivalplakat des Open Air St. Gallen 2015 stehen? Einzig die Besetzung des traditionell «deutschen» Headlinerpostens dürfte mit den oben erwähnten Beatsteaks eigentlich fix sein, sofern es mit deren Verpflichtung geklappt hat. Auf der anderen Seite ist unter den bisher bekannten Topacts im europäischen Festivalsommer 2015 der prädestinierte Sitterbühnen-Headliner bis jetzt nicht wirklich auszumachen. Könnte es Damien Rice sein? Gut möglich aber auch, dass es sich um eine Band handelt, deren Tourdaten bis jetzt noch nicht veröffentlicht wurden. Diesbezüglich kursieren seit Wochen schon Spekulationen, wonach sich Mumford & Sons nach ihrer Pause wieder einmal auf den Festivalbühnen zeigen wollen.

Durchaus vorstellbar wäre ebenfalls die Lancierung eines «neuen» Headliners. Ein Slot, den sich beispielsweise Ed Sheeran mit seiner ausverkauften Hallenstadionshow im Februar verdient hätte. In Sheeran's Fall kommt ausserdem hinzu, dass er aufgrund seiner drei (!) Konzerte im Juli 2015 im Londoner Wembleystadion wohl nicht am Glastonbury zu erwarten ist und dass seine Schweizer Shows durchgehend von Gadget Touring veranstaltet werden, derjenigen Zürcher Agentur, die als Joint-Venture eng mit der fürs Open Air St. Gallen zuständigen «Incognito Productions AG» von Christof Huber verbandelt ist.

Aussenseiterchancen sind Rise Against zuzutrauen. Die US-Band hat sich schon länger nicht mehr in der Schweiz gezeigt, würde zwar nicht so richtig ins St. Galler Bandschema passen, hat aber für beide Wochenenden davor und danach schon Festivaltermine angekündigt und ist immer noch nicht für das Greenfield bestätigt, wo sie die Allgemeinheit im Normalfall erwartet hätte.



Foo Fighters in St. Gallen? Aber nicht im Sittertobel?

Für das Open Air St. Gallen 2015 quasi ausgeschlossen werden dürften aufgrund ihrer Tourpläne und Gagen Muse und die Foo Fighters. Während die Briten um Matt Bellamy heiss im Rennen für das Paléo Festival in Nyon zu sein scheinen, kursieren für Dave Grohl & Co nicht einstufbare Gerüchte über einen Auftritt in St. Gallen - allerdings in fünf Kilometern Entfernung vom Sittertobel, in der AFG-Arena.



Damit es hier aber doch noch Platz für etwas Handfestes hat, zum Schluss noch dies: Die Frist für die Registrierung im Fanportal, der einzigen (!) Vorverkaufsstelle für das Open Air St. Gallen 2015, ist bis zum Sonntag, 14. Dezember verlängert worden. Der Vorverkauf startet am Samstag, 20. Dezember.

Teurere Tickets?

Hierfür müssen allerdings vermutlich höhere Ticketpreise als bisher in Kauf genommen werden müssen. Nach der deutlichen Preiserhöhung am Gurtenfestival und der Ankündigung des dortigen Promoters Phibe Cornu, dass weitere Schweizer Festivals nachziehen würden, haben mittlerweile auch das Open Air Frauenfeld und das Open Air Gampel (Earlybird-Tickets kosten 10 bzw. 20 Franken mehr als dieses Jahr) teurere Ticketpreise für 2015 kommuniziert.
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