Nach 13 Jahren zurück
Eindeutig sind die Headlinerpositionen: Dass das britische Big-Beat-Duo The Chemical Brothers nach 13-jähriger Abstinenz und mit neuer Bühnenshow nach St. Gallen zurückkehren wird, ist wohl die schlagkräftigste Nachricht dieser Bekanntgabe. Placebo, als weltweit solider Festivalheadliner unbestritten, hat insofern das Nachsehen, als die Band um Sänger Brian Molko ihr aktuelles Album «Loud Like Love» vergangenen Sommer gleich an drei Schweizer Festivals (Gurtenfestival, Paléo Festival Nyon und Open Air Lumnezia) präsentiert hatte. Die Hervorhebung ihres «schweizexklusiven» Auftritts im Sittertobel vermag in diesem Zusammenhang nicht im selben Ausmass zu punkten.Ob weitere Bands exklusive Schweizer Shows in St. Gallen bestreiten werden, ist gemäss Festivalchef Christof Huber noch nicht definitiv geklärt: «Einige der wichtigen Acts werden aber sicher ihre einzigen Auftritte in der Deutschschweiz bei uns absolvieren.»
Der Freitag: Rise Against - ? - The Chemical Brothers
Am meisten positives Feedback erntete das Festival für das Engagement der Punk-Rockband Rise Against - mit dem man sich auch selbst einen Wunsch erfüllt hat. Huber: «Wir wollten sie seit Jahren verpflichten und sind froh, dass es nun geklappt hat.» Die Amerikaner werden am Freitag auf der Sitterbühne spielen. Allerdings nicht wie erwartet unmittelbar vor den Chemical Brothers, die den Tag dort abschliessen werden, sondern einen Slot davor. Heisst: Neben dem freien Headlinerposten am Sonntag ist auch freitags noch mit einem grösseren Kaliber zu rechnen. Wie zum Beispiel den Beatsteaks, die nach ihrer Nichtbestätigung am Greenfield also weiterhin genauso für das Open Air St. Gallen 2015 im Rennen bleiben.Den prominenten Late-Night-Slot auf der Sitterbühne am Samstag besetzt der deutsche Rapper Marteria. Eine nachvollziehbare Wahl. Elektroproduzent Fritz Kalkbrenner, den man durchaus ebenfalls auf der grossen Freiluftbühne hätte erwarten dürfen, wird dafür die Sternenbühne in dieser Nacht headlinen. Auch auf der Zeltbühne auftreten werden zudem die beiden Indie-Perlen The War On Drugs und Future Islands am Freitag.
Von den zusätzlich hinzugekommen Mitstreitern um das belgische Grossfestival Rock Werchter, zu dem man einen sehr guten und freundschaftlichen Kontakt pflege, scheint auf den ersten Blick beim Open Air St. Gallen nichts zu spüren zu sein. Dem ist aber nicht so. «Die Konkurrenzsituation hat sich durch Werchter, die drei skandinavischen Tinderbox, Provinssirock und Bravalla plus Glastonbury am selben Wochenende massgeblich verändert», sagt Christof Huber.
Unruhe in Deutschland
Generell sind gemäss Huber in Hinblick auf das Jahr 2015 im europäischen Festivalmarkt gewisse Tendenzen zu erkennen, die unverhältnismässig und schädlich für die Branche seien. Neben den neuen Festivals in Dänemark und Finnland, die das Open Air St. Gallen direkt betreffen, dürfte der St. Galler Programmchef damit auf die jüngsten Entwicklungen in Deutschland ansprechen, wo sich die neu installierten «Der Ring» und Rockavaria einen erbitterten Konkurrenzkampf mit dem traditionellen Zwillingsfestival Rock am Ring/Rock im Park liefern. Dieses Säbelrasseln tangiert die ganze dortige Festivalbranche. Da zur Etablierung eines neuen Festivals ein besonders zugkräftiges Line-Up von Nöten ist, werden Bands mit dementsprechend höheren, mutmasslich utopischen Gagen geködert. Eine Geschichte, wie man sie in der Schweiz bereits vom Zürich Openair kennt.Immerhin habe das Aufrüsten in Deutschland (noch) keinen direkten Einfluss auf die Schweiz, aber definitiv negative Auswirkungen auf den deutschen und österreichischen Markt. Für Huber eine «besorgniserregende Entwicklung».
Denn auch sie trägt dazu bei, dass die Bandgagen unbeirrt weiter ansteigen, wie sie sich auch dieses Jahr «nochmal nach oben bewegt haben» (Huber). An den Festivals wird sich das kommenden Sommer nun länderübergreifend in höheren Ticketpreisen niederschlagen. Nach dem Gurtenfestival oder dem Open Air Frauenfeld im Inland, hat mit dem holländischen Pinkpop heute eines der renommiertesten Festivals Europas ebenfalls einen teureren Eintrittspreis angekündigt.
12 bis 17 Franken mehr
Von daher ist es nicht vollends erstaunlich, dass auch für das Open Air St. Gallen 2015 im Vergleich zum Vorjahr ein Aufschlag von acht bis neun Prozent für die Mehrtagestickets in Kauf genommen werden muss. Für einen 4-Tagespass müssen neu 210 statt 193 Franken berappt werden, ein 3-Tagespass kostet 200 Franken (bisher: 183 Franken), ein 2-Tagespass 155 Franken (bisher: 143 Franken) sowie ein Tagesticket für Sonntag 90 Franken (bisher: 88 Franken).Nicht nur der Ticketpreis hat sich in der Ostschweiz verändert: Als Reaktion auf die chaotische Ticketsituation vor einem Jahr können die Tickets für das 39. Open Air St. Gallen vom 25. bis 28. Juni 2015 ausschliesslich (!) über das neugeschaffene Fanportal im Internet bezogen werden, für das man sich noch bis zum kommenden Sonntag, 14. Dezember registrieren muss. Der Vorverkauf startet dann am Samstag, 20. Dezember um 09:00 Uhr.