Nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses

Gehören die Schweizer Festivals zu den Profiteuren?

Für die Festivalbranche in der Schweiz ist die Schwäche des Euros ebenfalls von Bedeutung. Was hat die Aufhebung des Mindestkurses nun für Folgen? Die Veranstalter zweier grosser Festivals haben sich dazu geäussert.
Entspannte Stimmung am Gurtenfestival.
Entspannte Stimmung am Gurtenfestival.Photo: konzertbilder.ch / Severin Novacki (zVg., Gurtenfestival)
Grosser Aufruhr vergangenen Donnerstag in der Schweizer Wirtschaft: Die Schweizerische Nationalbank hob den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro auf - mit gravierenden Folgen. Der Kurs des Euros sank bis auf knapp unter 1 Franken.

Diese Entwicklung hat auch Fragen in Bezug auf die Festivals aufgeworfen:


In der hiesigen Festivalbranche ist der aktuelle Euro-Wertverlust kein völlig neuartiges Ereignis. Schon vor vier Jahren konnten die Organisatoren von einem schwachen Euro profitieren. Wenn auch natürlich in anderen Dimensionen, wie sie jetzt wohl erwartet werden dürfen. Grund dafür ist, dass die Gagen der internationalen Bands (US-Acts eingeschlossen) meistens in Euro bezahlt werden.

«Grundsätzlich positiv»

Im Fall des Heitere Open Air im Aargau werden beispielsweise 60 bis 70 Prozent der Gagen in Euro beglichen, wie Organisator Christoph Bill in der vorgestrigen Ausgabe dem Zofinger Tagblatt sagte. (Artikel online nicht verfügbar) Von daher sei der neue Umstand für das Festival «grundsätzlich positiv».

Wie die vielen Normalbürger, die jüngst die Euro-Bestände der Bankomaten schweizweit leergeräumt hatten, dürften auch die Veranstalter der Schweizer Festivals grosses Interesse haben, zeitnah möglichst viel günstigen Euro einzukaufen. Grundsätzlich beobachten die Buchhalter der Festivals übers ganze Jahr die Devisenkurse, um rasch handeln zu können und Vorräte anzulegen. So sind sie gegen Kursschwächen gewappnet – unabhängig vom Termin der Auszahlung der Bandgagen. Der Grossteil dieser Summen wird jeweils erst zum Zeitpunkt des Festivalauftritts ausbezahlt.

Balsam fürs Budget

Für die Programmetats der Schweizer Openairs, die durch die unbeirrt ansteigenden Gagen zuletzt immer wieder strapaziert wurden, bedeutet der Kurszerfall des Euros für einmal etwas Balsam. Das bestätigt auch Gurtenfestival-Promoter Phibe Cornu. «Die Kurskorrektur tut unserem Budget gut», äusserte sich Cornu gegenüber SRF Virus.

Ob die Schwäche des Euros nun in einem besseren Line-Up münden würde, beantwortete Cornu nur ungenau. Gemäss Christoph Bill sind die Effekte solcher Kursschwankungen in der Vergangenheit in der Branche jedoch jeweils rasch wieder relativiert worden. Durch die anwachsenden Gagen und die direkten Konkurrenten, die in so einem Fall genauso bereit seien, mehr für eine Band bezahlen zu wollen.

Manager und Agenten werden auch aktiv

Bekannt ist, dass Managements und Agenten der Acts ebenfalls umgehend auf Devisenentwicklungen reagieren und ihre Gagen nach oben anpassen. Das wohl prominenteste Beispiel für das Zusammenspiel zwischen Bandmanagement und harter Währung lieferten vor drei Jahren Metallica ab. Deren Manager Cliff Burnstein zog damals die eigentlich für 2013 geplante Europatour wegen des schwächer werdenden Euros um ein Jahr vor, um mehr finanziellen Profit aus den Shows schlagen zu können.
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