Manchmal braucht es so wenig..
Vorausgesetzt, man verfügt über dieselbe Top-Ausgangslage wie die britische Band: Wo es dazu an sich nur diese spezielle Stimme von Sänger Rob Goodwin benötigt. Diesen Bariton, der zum ruhigen Auftakt des Konzerts mit «Long Way Home» den Atem raubt, weil diesem (bei allem Respekt) eher kleingewachsenen jungen Mann ein so wohlklingendes, sonores Gesangsorgan nicht zuzutrauen ist.Viel eher erahnen lässt sich stattdessen der speziell hohe Sympathiegrad der Band, wie er im Vorfeld verschiedenenorts propagiert worden ist. Wie die ganze Truppe beispielsweise unmittelbar nach Konzertschluss bereits voll versammelt am Merchandising-Stand geduldig und unkompliziert die euphorisierten Fans beglückt und die sich dort aufhaltende Menge deshalb erst eine halbe Stunde später nur langsam auflöst, spricht diesbezüglich Bände.
Tief ist Trumpf
Musikalisch profitieren The Slow Show live insbesondere vom (im Vergleich zum Album zusätzlichen) Druck, den der mit ausgiebig Kopfhaar ausgestattete Drummer Chris Hough den oft sakralen Hymnen verleiht. Die druckvollen Tiefen mit Schlagzeug und Bariton dominieren. Das ist richtig schön so. Und notwendig, um den einige Male äusserst schmalen Grat zur Monotonie doch nicht zu überschreiten.En détail sind es wie erwartet «Bloodflows» und «Dresden», die den grössten Publikumszuspruch im ausverkauften Papiersaal erhalten. Den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen jedoch zwei andere Songs: «God Knows», dessen gemeinsam mit den Zuschauern kreierte Akustik-Reprise als krönender Showabschluss zum wiederholten Male an diesem Abend erschaudern lässt. Vor allem aber ist es «Brother». Eingeleitet von einer herzzerreissenden Rede des sichtlich bewegten Goodwin, der den Song den drei mit der Band befreundeten Schweizer Promoterinnen und Promotern widmet, die als Erste The Slow Show aufs europäische Festland gelockt hatten.