So war George Ezra in Zürich

Den Teufel in sich

Viel ist passiert in der Karriere des jungen Briten George Ezra in den vergangenen anderthalb Jahren. Eines ist Ezra aber trotz des regelrechten Rummels um seine Person glücklicherweise geblieben: ganz gut. Der Rückblick auf sein Konzert im X-Tra.
Zum Glück auch mit Band ganz gut: George Ezra.
Zum Glück auch mit Band ganz gut: George Ezra.Photo: Instagram/openairguide
15 Monate sind es, die vergangen sind, seit George Ezra im Zürcher Exil das erste Mal auf einer Schweizer Bühne stand. Einiges hat sich seither verändert beim 22-jährigen Engländer. Sein letzten Sommer veröffentliches Debütalbum «Wanted On Voyage» wurde zum grossen Erfolg, viel Airplay in den Schweizer Radios inklusive.

Mal 5

Logische Konsequenz also für den jüngsten Auftritt von George Ezra Anfang Woche in Zürich: Die Zuschauerzahl von einst 350 im Exil kurzerhand verfünffacht und das X-Tra somit (innert kurzer Zeit) ausverkauft. Jung und Alt haben den Weg dahin auf sich genommen. An eines dieser Konzerte, wo sich die Warteschlangen vor Bar und Garderobe gesitteter und um Kilometer kürzer gestalten als vor der Mädchentoilette.

Auch auf der Bühne hat sich bei Ezra in der Zwischenzeit Etliches getan. Vor anderthalb Jahren noch übermässig stolz über seine neue zweite Gitarre im Gepäck, hat der Brite mittlerweile ein ganzes Rack mit einer Handvoll Instrumenten zur Verfügung, Verstärkung in Form einer Begleitband erhalten plus ein marketingtechnisch clever arrangiertes Bühnendekor mit schlichtem «Ezra»-Schriftzug im Hintergrund und einem zum Albumthema «Reisen» passenden Turm aus alten Koffern, der dem blonden Sänger als Abstellfläche für den Teebecher dient.

Seiner Person scheint der Trubel des vergangenen Jahres zum Glück nicht geschadet zu haben. Dank der diversen Auftritte hat Ezra logischerweise an zusätzlicher Souveränität im Vergleich zum März 2014 gewonnen. Allüren dagegen sind ihm weiterhin fremd, lieber wiegt er bei den ruhigeren Songs wie bis anhin liebevoll und mit geschlossenen Augen seine Gitarre hin und her.

Der Blues ist geblieben

Die Sorge im Vorfeld, die neu hinzugekommenen Begleitmusiker könnten George Ezra mehr schaden als helfen, erweist sich ebenfalls ziemlich bald als unbegründet. Relativ geschickt ist die Band in die Arrangements eingebettet, wo trotz des dicht instrumentierten Soundteppichs immer wieder einer dieser ezraesken, bluesigen Gitarrenläufe durchschimmert.

So glückt denn auch der schunklige Auftakt mit «Cassy O’» und dem karibisch angehauchten «Stand By Your Gun» ziemlich gut, auf dem Album eher unscheinbare Songs wie das gegen Schluss gross auftrumpfende «Spectacular Rival» oder «Song 6» kommen später mit der Live-Unterstützung sogar besser zur Geltung - und auch die Hits, von denen «Blame It On Me» völlig gerechtfertigt den grössten Beifall erhält, sind innerhalb der kurzweiligen Konzertstunde klug verteilt.

Solo gewinnt

Eines fällt gleichwohl auf: Die stärksten Momente hat die Show, wenn der Brite eine Handvoll Tracks – wie das schöne «Over The Creek», «Leaving It Up To You» oder ein Bob-Dylan-Cover – ohne seine Mitmusiker performt. Wenn er sich quasi schutzlos allein mit Gitarre und Gesang beweisen muss.

Dies tut Ezra dann aber eben umso erfolgreicher. Weil er sich nicht mehr in eine Band zurücklehnen kann, in der er es sich stellenweise etwas gar gemütlich macht. Und weil einem in diesen herausragenden Minuten frei à la Lucifer inside wieder einmal so richtig offenbart wird, was für eine teuflisch gute Stimme in diesem George Ezra steckt.
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