Etwa bei Konzerthälfte entlarvten «You & I» und das besonders gefeierte «Plage» als ruhigere Songs das Übel definitiv, das von Anfang an Einzug gehalten hatte. Sobald es lauter wurde - konkret: Schlagzeug oder die elektrische Gitarre des einmal mehr mit nacktem Oberkörper agierenden Graham Dickson - mischten sich die verdrängten Stimmen und Melodien unter einen dumpfen Brei, der auch nach Platzwechsel grösstenteils so klang, als ob man das Konzert von ausserhalb der Location verfolgen würde.
Mischer vs. Anlage
Ob die Schuld an dieser Fehlleistung nun dem Techniker am Mischpult oder dem vorhandenen Boxensystem zuzusprechen ist, lässt sich nicht schlüssig beantworten. Fakt ist, dass vor drei Wochen von Seiten des Komplex 457 verlautete, dass an der Soundanlage und deren Position gebastelt wurde und es nun «endlich so richtig mega krass hammer fett» töne. Ab und zu war die Location in Sachen Soundqualität in der Vergangenheit bemängelt worden. Im laufenden Konzertsommer/-herbst - bis und mit MGMT, also noch vor der Umstellung - hatte es allerdings nie derart akustische Tiefschläge wie gestern gegeben. (Der kommende Montag mit The Naked And Famous dürfte in dieser Hinsicht vielleicht weiteren Aufschluss ergeben.)Aber zurück zum Wesentlichen. An den Crystal Fighters auf der Bühne lag es nämlich sicherlich nicht. Während ihrer 80-minütigen Show war das ein ausgelassenes Treiben. Das Publikum zeigte sich in vorbildlicher Verfassung, tanzte, hüpfte oder crowdsurfte und erzeugte reichlich Stimmung. Kann man eigentlich auch nicht anders, wenn der mit goldig glitzerndem Oberteil samt anfangs verhüllender Kapuze ausgerüstete Sänger Sebastian Pringle die griffigen, spanisch anmutenden Melodien an der akustischen Gitarre oder Ukulele anstimmte, die dann gewöhnlicherweise im elektronischen Mantel ausarteten. Dabei kam neben dem Schlagzeug auch gelegentlich die im Bühnenzentrum platzierte und von blitzenden Scheinwerfern wirkungsvoll bestrahlte «Txalaparta» als Rhythmusinstrument zum Einsatz.
Das i-Tüpfelchen mit der Vorband
Unter den unbestritten unzähligen Ohrwürmern entpuppte sich vor allem die erste Zugabe «I Love London» als stimmungsmässiger Höhepunkt, auch wenn dieser Song ebenfalls vom Bassgewitter vernebelt wurde. Die zum Mitgrölen einladenden «Champion Sound» und «At Home» sowie das tolle «Xtatic Truth» rundeten die besten Momente der hitlastigen Setlist ab. Letzteres war massgeblich am geglückten Konzertabschluss beteiligt, den die Badener Vorgruppe Al Pride, die vorgängig mit gefälligem Pop samt Posaune ihren Job gut gemacht hatten, ebenfalls auf der Bühne bestreiten und kollektiv an der «Txalaparta» mittrommeln durfte.Sollten die Crystal Fighters im Sommer 2014 wieder verfügbar sein, böte sich den hiesigen Festivalbookern - beispielsweise in St. Gallen oder auf dem Gurten, wo die Band beidenorts noch nie aufgetreten ist - ein guter Fang. Auch für Unwissende eingängig, tanzbar und mitreissend. Das Quintett wäre die ideale Besetzung für einen nächtlichen Slot auf einer Zeltbühne - wenn denn die Soundqualität stimmt.