Dick aufgetragen

Das Kleinstadion überrollt - So waren Biffy Clyro in Zürich

Wenn nach einem Konzert die Augen und Ohren schmerzen, muss das nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen sein. Vor allem nicht, wenn Biffy Clyro zuvor eine beeindruckende Ladung Rock abgeliefert haben. Der Rückblick auf ihre gestrige Show in Zürich.
Ein krachender Abend mit Biffy Clyro im X-Tra.
Ein krachender Abend mit Biffy Clyro im X-Tra.Photo: instagram.com/openairguide
In Grossbritannien haben sie das Level schon erreicht. Dort füllen Biffy Clyro die ganz grossen Arenen und besetzen Headlinerslots an den grössten Festivals, wie zuletzt im August am Reading/Leeds. Nicht wenige Booker in der Schweiz und auch im benachbarten Ausland rechnen damit, dass die drei Schotten in naher Zukunft eine der nächsten Rockbands sein werden, die den Sprung in die oberste Liga - sprich: in die Stadien Europas - schaffen.

Für ihren seit Wochen ausverkauften Auftritt gestern in Zürich hat das Trio zumindest schon einmal die Stadionshow im Kleinformat mitgebracht. Dick wird aufgetragen: Eine spektakuläre Lichtanlage, die beiden ehemaligen Oceansize-Mitglieder Vennart und «Gambler» als (angekleidete) Live-Verstärkung, satter und gut abgemischter Sound, mehrere teils hinter Verstärkern versteckt sitzende Roadies auf der Bühne und natürlich eine auf den Punkt eingespielte und wie üblich mit nacktem Oberkörper agierende Band rund um den omnipräsenten Sänger Simon Neil.

Rauschende Blitze

Gut anderthalb Stunden sind vorbei, als Schlagzeuger Ben Johnston nach getaner Arbeit seine zehn Drumsticks in die Meute wirft und das Deckenlicht im X-Tra nach einem Schlussfurioso mit «Mountains» und «Stingin Belle», das die Zuschauer im vorderen Bereich komplett hat ausrasten lassen, wieder angeht. Es blitzt in den Augen, es pfeift in den Ohren. Das imposante Konzert mit seinen mächtigen Gitarrenwänden und den druckvollen Rockhymnen hat auch ausserhalb der pogenden Menge körperliche Spuren hinterlassen.

Die angeschlagenen Augen entstammen den drei üppig ausgestatteten Scheinwerferreihen, die im Bühnenhintergrund montiert und nahezu ununterbrochen auf Hochfrequenz im Einsatz sind. Getoppt werden sie lediglich einmal, als im elektronisch anmutenden Intro zu «Glitter And Trauma» das zuckende Lichtgewitter noch eine weitere Steigerung erfährt. Als würde es nicht schon ausreichend blitzen und blenden, hantieren Neil und Bassist James Johnston da zusätzlich noch mit portablen Strobos. Im britischen Fernsehen hätten sie dafür wohl vorgängig einen Warnhinweis für Epileptiker schalten müssen.

Das doppelte Highlight

Auf die Ohren gibt es ebenfalls ausreichlich. Nach dem clever ausgewählten Konzerteinstieg mit dem heranwachsenden «Different People» folgt im Verlauf des Abends eine beträchtliche Menge Hits, die man sich bereits im «kleinen» X-Tra problemlos auch auf Stadionebene vorstellen kann: «The Captain», «Sounds Like Balloons», «Biblical» oder «Bubbles», die allesamt von viel Publikumsunterstützung und einem wie von Sinnen umhertrommelnden Johnston am Schlagzeug getragen werden. Einzig die zwei Songs andauernde Soloeinlage Neil's an der akustischen Gitarre kommt - trotz des intimen «Folding Stars» für seine verstorbene Mutter Eleanor - im durchgängig hochklassigen Set nicht so stark zur Entfaltung wie zum Beispiel das Doppel mit «57» und «Many Of Horror», das sich unmittelbar nacheinander folgend zum Höhepunkt des Abends manövriert und offenbart, dass der Weg von «Biffy Fucking Clyro» (Neil) in Richtung Arena definitiv wieder ein Stück kürzer geworden ist.
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