Alles passt ins Konzept
Schon nach wenigen Minuten hatten Sigur Rós die über 4000 Zuschauer des Monate im voraus ausverkauften Konzerts komplett in ihren Bann gezogen. Die fast perfekte Setlist mit einem überragenden Auftakt («Vaka», «Svefn-g-englar», «Saeglopur») hatte ihren Teil dazu beigetragen; der wunderbar zurückhaltende Einsatz von Lichtelementen (z.B. einem Dutzend beliebig auf der Bühne angeordneten Glühbirnen), die projizierten Videoclips, die sehr gute Soundqualität und die traumhafte Location rundeten das phänomenale Gesamtbild ab. Selbst die vor allem in der Anfangsphase anhaltenden Regenschauer passten ins Konzept.Ein paar Stunden zuvor hatten sich ebenfalls die beiden Vorbands ihren nicht unwesentlichen Anteil an diesem gelungenen Konzertabend zuschreiben lassen dürfen: Leech brachten es mit einer guten Show zustande, auch nach über 15-jährigem Banddasein noch immer wieder neue Fans für sich zu gewinnen. Get Well Soon von und mit dem deutschen Multiinstrumentalisten Konstantin Gropper präsentierten anschliessend im Winterthurer Dauerregen u.a. einige Songs vom neuen Album «The Scarlet Beast O'Seven Heads», das just in diesen Tagen erschienen ist. Trotz ein paar Längen im Mittelteil kam ihr Konzert wesentlich druckvoller und besser rüber als beispielsweise noch im Jahr 2009 am OpenAir St. Gallen.
13 Songs von fünf Alben
Dem elfköpfigen Kollektiv aus Island konnten aber beide Supportacts nicht annähernd das Wasser reichen. Die hervorragende Songauswahl von Sigur Rós beinhaltete einen Querschnitt durch die ganze Bandgeschichte mit Tracks von ihren letzten fünf Alben, vom jüngsten «Valtari» bis hin zum Meisterwerk «Ágætis byrjun» aus dem Jahr 1999. Also genau das, was man sich von einem Konzert nach dreijähriger Tourpause insgeheim erhofft hatte.Dass der einzige Schweizer Auftritt der isländischen Band im malerischen Ambiente der Winterthurer Altstadt überhaupt zustande gekommen war, soll im übrigen auch von Jónsi & Co mitbestimmt worden sein. Gerüchten zufolge wurde der Gruppe vom direkt konkurrierenden Zürich Openair eine fast doppelt so hohe Gage angeboten. Sigur Rós habe aber trotzdem den Musikfestwochen den Zuschlag gegeben. Ein dankbarer Umstand für die Fans. Die eindringliche Stimme Jónsis und die typischen Spannungsbögen bei «Festival» & Co hätten auf den Freiluftbühnen in Rümlang mit Sicherheit nicht annähernd dieselbe Wirkung erzielt wie an diesem zauberhaften Abend in der Steinberggasse.