Immerhin diese (wirklich) wichtige Komponente kam für einmal nicht auffällig störend zum Tragen. Wider Erwarten war das Konzert ganz vernünftig abgemischt. Einzig mehr Bass hätte man sich noch wünschen können. Im Hinblick auf den doch eher höhenlastigen Sound der Band war diese Massnahme allerdings nicht allzu verwunderlich.
Womit die Eishalle punkten kann
Dass das Konzert vom Zürcher X-Tra in die Eishalle hochverlegt worden war, hatte indes auch äusserst erfreuliche Auswirkungen. Zum einen konnten die Veranstalter der enormen Nachfrage mit einer doppelt so grossen Location gerecht werden - und viel wichtiger: Es war damit Platz genug für eine imposante Bühnenproduktion.In Sachen Licht fuhren alt-J nämlich Komponenten auf, die im «kleinen» X-Tra mutmasslich nicht annähernd in diesem Ausmass hätten eingerichtet werden können: Unzählige bewegliche LED-Quadrate über einem Dutzend Leinwandsäulen, zig Scheinwerferleisten, Strobos, Nebeleffekte und so weiter.
Der ambitionierte Einsatz dieser üppigen Installationen zeichnete denn auch für den ersten Höhepunkt der Show verantwortlich: Auf das ruhige Intro von «Fitzpleasure» folgte gemeinsam mit dem einsetzenden Bass ein blinkendes Lichtermeer. Massgeblich trug die visuelle Produktion dazu bei, dass das songmässig stark besetzte, erste Konzertdrittel mehr als gelungen ausfiel. Das rötliche LED-Gewitter beim wunderbaren «Something Good», «rollendes» Licht bei «Dissolve Me», kreisende Scheinwerfer und überlegte Visuals: alt-J hatten an alles gedacht.
Durch und durch konstruiert, aber gut
Überraschend kommt das natürlich nicht. Eine Band, die ihre etlichen Soundideen zu nahezu mathematisch aufgeschichteten Songkonstrukten mit eigenwilligem Gesang und abgehackten Drum-Rhythmen zusammenbastelt, wird konsequenterweise auch ihre Bühnenshow bis aufs Äusserste konstruieren. Umso schöner aber, wenn das Gesamtprodukt, dass alt-J an diesem Abend während rund anderthalb Stunden unaufgeregt dem Schweizer Publikum präsentierten, am Schluss dann auch so stimmig in sich rüberkommt - vom schönen Opener «Hunger Of The Pine» bis zum fordernden Abschluss mit «Breezeblocks».Zu bemängeln gibt es ergo eher wenig: Dass beispielsweise «Bloodflood» eine der wenigen Längen in die Show brachte, dass «Left Hand Free» - im Konzert und im Songkatalog der Band generell - ziemlich quer in der Gegend stand oder dass Sänger Joe Newman ab und an einen falschen Ton traf, ist alles durchaus verschmerzbar.
Vielmehr prägten die Höhepunkte den positiven Gesamteindruck: «Taro» mit seiner indischen Sitar-Melodie samt Xylophon und mandalaartigen Visuals plus unerwartetem Zusatz-Outro war gleichbedeutend mit fünfminütiger Gänsehaut. Auch «Mathilda» in Zusammenarbeit mit dem Winterthurer Publikumschor mauserte sich zu einem besonders schönen Konzertmoment.