Wild Nothing in Zürich
Montag, 11. März 2019
Mascotte
[Kapazität: 500]
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Tickets
CHF 36.10
Beginn
19:30
Türöffnung: 19:00
Pressetext
Es ist die Ruhe seiner beschaulichen Heimatstadt, die Jack Tatum seit 2009 Zeit für die Muse gibt. Im letzten Highschool-Jahr beginnt der Junge aus Blacksburg, Virginia, in seinem Schlafzimmer Songs aufzunehmen. Gitarre, Bass, Drum Machine und ein Laptop das moderne Ein-Mann-Studio beherrscht Tatum bald aus dem Effeff. Als er unter dem Pseudonym Wild Nothing einige Songs auf MySpace hochlädt, wird das Indielabel Captured Tracks auf ihn aufmerksam. Insbesondere eine Coverversion des Kate Bush-Stücks "Cloudbusting" erreicht Plattenfirma und Blogosphäre. Zu seinem schimmernden Dreampop, von den Shoegaze -Heroen My Bloody Valentine schwer informiert, lassen sich mit dem Mitte 2010 erscheinenden Debüt "Gemini" dann auch weltweit Wunderkerzen anzünden. Ausführlich frönt das Album Tatums Liebe zum britischen Indiepop der 1980er, vor allem zu The Smiths, aber auch zeitgenössischeren Acts wie The Radio Dept. oder Ariel Pink .
"So if 'Indigo' is not timeless then it's at least 'out of time'", sagt Jack Tatum alias Wild Nothing da im Pressetext zu seinem mittlerweile vierten Werk "Indigo" und erzählt, wie dringend er wollte, dass das gute Stück nach einem klassischen Studioalbum klingen würde und gleichzeitig nach seinen eigenen musikalischen Helden. Klingt alles irgendwie recht offen, um nicht sogar den bösen Begriff "schwammig" zu verwenden. Nicht Fisch, nicht Fleisch, mit Sicherheit kein schlabbrig gekochtes Gemüse, und doch eine knallbunte Farbpracht wie auf einer Sommerwiese bietet der Nachfolger des 2016 veröffentlichten Life of pause natürlich trotzdem. Letzteres war ja auch schon so ein Pop-Knallbonbon des einst auf der Chillwave surfenden Tatums, der sich in den Nachtclubs dieser Welt hörbar wohlfühlt. Und dennoch: So manches Mal wirkt das Aufflackern des Lichts von der Disco-Kugel fast ein bisschen melancholisch.
Ohne eine gewisse Schwere oder Tiefe gehts bei Tatum dann eben auch nicht voran, wenngleich er sich von dem vertonten Sehnsuchts-Blick durch Milchglas mittlerweile ein ganzes Stück entfernt hat. Und so lassen sich zu den elf neuen Stücken auf "Indigo" sowohl die Hüften bewegen als auch die Augen ausweinen, hier darf und sollte man die Arme euphorisiert in die Höhe strecken und von den schönsten, unrealistischsten Dingen auf der Welt träumen. Allein schon der Opener "Letting go" ist derart lupenreiner wie gehaltvoller Pop, der selbst im Backofen-Sommer 2018 für Erfrischung bei dem einen oder anderen Hörer gesorgt haben dürfte – und dabei gehts hier um den symbolischen Wiederaufbau des Selbst nach dem Zusammenbruch einer Beziehung: "I want to be happier now / I want to be more than closed / Surreal, the way you made me out / The way you crashed me down." Klar zuckt da die Nadel auf dem Kitsch-Seismographen sofort los. Aber in einer Welt, in der Regenbogen-Einhörner und Flamingos miteinander im Pool plantschen, sollte das absolut in Ordnung gehen. Hauptsache Frieden.
Selbigen dürfte Tatum allem Anschein nach längst mit sich gemacht haben. "Indigo" ist aus einem Guss und versteckt weder seine Pinke Zuckerwatten-Seite noch seinen langen dunklen Schatten. Der sanfte Eineinhalb-Minüter "Dollhouse" startet am Strand inklusive Kindergeschrei im Hintergrund, scheint plötzlich wellenartig zu verschwinden und ebnet damit den Weg für die Hafen-Fete von "Canyon on fire", das mit Rhythmus im Blut, Strom in den Gitarren und Partyhüten auf dem Kopf zum Tanz der etwas anderen Art einlädt. "Oscillation" hingegen sucht den Kampf mit dem Sturm auf offenen Gewässern, verwegen kommt das daher, fast schon lebensmüde und in dieser Abenteuerlichkeit doch auch wieder irgendwie romantisch. Und wenn Tatum schon so geradezu ansteckend die Welt umarmt, dreht man den Lautstärkeregler zu "Through windows" am besten etwas auf, während man die heimischen Fenster weit öffnet – davon darf sich gern jeder eine dicke Scheibe abschneiden. Mit dem schwermütigen "Bend" endet dieser Ausflug durch einen merkwürdigen Sommer, noch merkwürdigere Clubs, die merkwürdigsten Momente überhaupt, genauso, wie man ihn sich anfangs schon gedacht hat. In allerlei Blau-Schattierungen flimmert "Indigo" zum Schluss vorm inneren Auge vorbei, bis es einfach verstummt. Aus. Schwarz. Nun bitte weiterträumen.
"So if 'Indigo' is not timeless then it's at least 'out of time'", sagt Jack Tatum alias Wild Nothing da im Pressetext zu seinem mittlerweile vierten Werk "Indigo" und erzählt, wie dringend er wollte, dass das gute Stück nach einem klassischen Studioalbum klingen würde und gleichzeitig nach seinen eigenen musikalischen Helden. Klingt alles irgendwie recht offen, um nicht sogar den bösen Begriff "schwammig" zu verwenden. Nicht Fisch, nicht Fleisch, mit Sicherheit kein schlabbrig gekochtes Gemüse, und doch eine knallbunte Farbpracht wie auf einer Sommerwiese bietet der Nachfolger des 2016 veröffentlichten Life of pause natürlich trotzdem. Letzteres war ja auch schon so ein Pop-Knallbonbon des einst auf der Chillwave surfenden Tatums, der sich in den Nachtclubs dieser Welt hörbar wohlfühlt. Und dennoch: So manches Mal wirkt das Aufflackern des Lichts von der Disco-Kugel fast ein bisschen melancholisch.
Ohne eine gewisse Schwere oder Tiefe gehts bei Tatum dann eben auch nicht voran, wenngleich er sich von dem vertonten Sehnsuchts-Blick durch Milchglas mittlerweile ein ganzes Stück entfernt hat. Und so lassen sich zu den elf neuen Stücken auf "Indigo" sowohl die Hüften bewegen als auch die Augen ausweinen, hier darf und sollte man die Arme euphorisiert in die Höhe strecken und von den schönsten, unrealistischsten Dingen auf der Welt träumen. Allein schon der Opener "Letting go" ist derart lupenreiner wie gehaltvoller Pop, der selbst im Backofen-Sommer 2018 für Erfrischung bei dem einen oder anderen Hörer gesorgt haben dürfte – und dabei gehts hier um den symbolischen Wiederaufbau des Selbst nach dem Zusammenbruch einer Beziehung: "I want to be happier now / I want to be more than closed / Surreal, the way you made me out / The way you crashed me down." Klar zuckt da die Nadel auf dem Kitsch-Seismographen sofort los. Aber in einer Welt, in der Regenbogen-Einhörner und Flamingos miteinander im Pool plantschen, sollte das absolut in Ordnung gehen. Hauptsache Frieden.
Selbigen dürfte Tatum allem Anschein nach längst mit sich gemacht haben. "Indigo" ist aus einem Guss und versteckt weder seine Pinke Zuckerwatten-Seite noch seinen langen dunklen Schatten. Der sanfte Eineinhalb-Minüter "Dollhouse" startet am Strand inklusive Kindergeschrei im Hintergrund, scheint plötzlich wellenartig zu verschwinden und ebnet damit den Weg für die Hafen-Fete von "Canyon on fire", das mit Rhythmus im Blut, Strom in den Gitarren und Partyhüten auf dem Kopf zum Tanz der etwas anderen Art einlädt. "Oscillation" hingegen sucht den Kampf mit dem Sturm auf offenen Gewässern, verwegen kommt das daher, fast schon lebensmüde und in dieser Abenteuerlichkeit doch auch wieder irgendwie romantisch. Und wenn Tatum schon so geradezu ansteckend die Welt umarmt, dreht man den Lautstärkeregler zu "Through windows" am besten etwas auf, während man die heimischen Fenster weit öffnet – davon darf sich gern jeder eine dicke Scheibe abschneiden. Mit dem schwermütigen "Bend" endet dieser Ausflug durch einen merkwürdigen Sommer, noch merkwürdigere Clubs, die merkwürdigsten Momente überhaupt, genauso, wie man ihn sich anfangs schon gedacht hat. In allerlei Blau-Schattierungen flimmert "Indigo" zum Schluss vorm inneren Auge vorbei, bis es einfach verstummt. Aus. Schwarz. Nun bitte weiterträumen.
