So war das Southside 2011

Dank Arcade Fire & Co dem Wetter getrotzt

Das Southside 2011 gehört der Geschichte an. Umrahmt von verschiedensten Wetterkapriolen erlebten 50'000 Zuschauer die Konzerte von rund 80 Bands. Ein ausführlicher Rückblick
Das Southside 2011 war mit 50'000 Besuchern ausverkauft.
Das Southside 2011 war mit 50'000 Besuchern ausverkauft.Photo: zVg., FKP Scorpio / Christoph Oetzmann
Bis am späten Freitagnachmittag deutete wenig daraufhin, dass sich am Southside 2011 wie im Vorjahr wieder zunächst das Wetter in den Vordergrund spielen würde. Eine problemlose Anreise am Donnerstag bei sehr angenehmen Witterungsbedingungen, ein ausgiebiger Grillabend sowie das traditionelle Warm-Up im Partyzelt bedeuteten einen würdigen Festivalauftakt.

Einem plötzlichen Wolkenbruch war es dann am besagten Freitagnachmittag geschuldet, dass der geschützte Platz auf dem Camping dem eigentlichen Plan, Warpaint und Band Of Horses vor der zweiten Freiluftbühne (Blue Stage) zuzuhören, vorgezogen wurde. So erfolgte der eigentliche Startschuss für das Festival in angepasster Kleidung erst zwei Stunden später, als The Wombats auf derselben Bühne standen. Zu den Klängen ihres aktuellen Hits "Tokyo (Vampires & Wolves)" stand ein erster Platzwechsel an. Der Besuch von Lykke Li im Zelt (Red Stage) fiel der Anzeige auf der draussen aufgestellten Leinwand zum Opfer, dass das Zelt voll sei und keine Personen mehr eingelassen würden. Später sollte sich dann aber noch herausstellen, dass diese Laufschrift auch angezeigt wurde, wenn die Red Stage nur zur Hälfte gefüllt war. Schade drum..

Solide Affen

Nun denn, nächster Halt: Green Stage. Auf der grössten Bühne des Southside waren mittlerweile die Arctic Monkeys an der Reihe. Die vierköpfige Band um Sänger Alex Turner zeigte einen soliden Auftritt, der in den alten Hitsingles "I Bet You Look Good On The Dancefloor" und "When The Sun Goes Down" seine Höhepunkte hatte.


Arctic Monkeys - Live at Southside 2011 (Best Of)

» Arctic Monkeys - Live at Southside 2011


In der Umbauphase zu den Foo Fighters setzte dann erneut stärkerer Regen ein, weswegen man die Chance nützte und der zweiten Zeltbühne (White Stage) einen Besuch abstattete, die sich gleich vis-à-vis von der Green Stage befand. Dass Frittenbude besonders populär sind, zeigte sich am sehr gut gefüllten Zelt.

Foo Fighters wehren sich gegen den Monsun

In der Zwischenzeit konnte man bereits erste Gitarrenklänge von draussen wahrnehmen. Und siehe da, die Foo Fighters standen doch tatsächlich zehn Minuten zu früh auf der Bühne. Aber kein Problem, denn mit den ersten beiden Songs vom neuen Album "Wasting Light" als Intro, erfolgte ein gefeierter Einstieg ins Konzert. Weswegen Dave Grohl & Co ihren Auftritt vermutlich vorverschoben hatten, sollte sich gegen Schluss des Gigs zeigen, als sich der Dauerregen in einen regelrechten Monsun verwandelt hatte. Nichtsdestrotrotz vermochte das Wetter nicht, den Erfolg der Show der Foo Fighters zu schmälern, die für ihre zahlreichen Hits viel Beifall ernteten.


Foo Fighters - Learn To Fly / White Limo (Live at Southside 2011)

» Foo Fighters - Rope (Live at Southside 2011)
» Foo Fighters - All My Life (Live at Southside 2011)
» Foo Fighters - Pretender (Live at Southside 2011)


Seinen Abschluss fand der erste Festivaltag in der White Stage, wo man - mittlerweile total durchnässt - vom tanzbaren New Yorker Elektro von Hercules And Love Affair empfangen wurde und den Abend optimal ausklingen lassen konnte.

Darwin Deez als Überraschung

Analog zum Freitag startete auch der Samstag mit zwei verpassten Konzerten - und dem obligaten Dauerregen. Dieses Mal war die Bequemlichkeit grösser als die Blood Red Shoes und Tame Impala. Den Auftakt in den zweiten Festivaltag machten schliesslich Darwin Deez in der Red Stage, die einen äusserst erfrischenden Auftritt zeigten. Besonderen Anklang fanden die einstudierten Tanzchoreographien (u.a. zu Spice Girls' "Wannabe") sämtlicher Bandmitglieder zwischen einzelnen Songs, die jeweils nahtlos in ein nächstes, eigenes Lied übergingen. Und auch der Hit "Radar Detector" durfte natürlich nicht fehlen.


Darwin Deez - Live at Southside 2011

Der anschliessende Auftritt von William Fitzsimmons fiel einer schlechten Soundabmischung zum Opfer. Selbst auf Höhe des Mischpultes konnte man den Sänger mit Bart und Glatze kaum verstehen und machte sich darum wieder auf den Weg in Richtung Blue Stage, um Kaizers Orchestra aus der Ferne zu begutachten.

Der perfekte Abend mit Elbow und Portishead

Die folgenden Stunden waren im Vorhinein bereits persönlich als potenzielle Sternstunden des Southside 2011 deklariert worden - und so traf es auch ein! Den Auftakt machten Elbow aus Manchester. Hatte der unglaublich sympathische Sänger Guy Garvey zunächst den Regen mit einem wirksamen "F*** the rain!" vertreiben lassen, liess sich die Sonne in der Folge wiederblicken und verpasste zusammen mit einem Regenbogen dem wunderbaren Pop ein perfektes Ambiente.

» Live-Mitschnitt von Elbow am Southside 2011 (11min / via dasding.de)

Im selben Stile sollte es weitergehen. Mit Portishead war eine der wichtigsten Trip-Hop-Bands überhaupt an der Reihe. Nach jahrelanger Abwesenheit ist die Band um Sängerin Beth Gibbons endlich auf den hiesigen Bühnen zu bestaunen. Und die Engländer enttäuschten nicht. Mit stimmigen Visuals und natürlich ihrer Musik schafften sie es, eine spürbare Spannung in die Luft zu bringen. Was für ein wunderbarer Moment, als zum Schluss von "Machine Gun" auf der Leinwand hinter der Band die Sonne aufging! Beth Gibbons liess es sich zudem nicht nehmen, während des letzten Songs zahlreiche Zuschauer in der ersten Reihe lächelnd zu umarmen. Schöne Augenblicke in Neuhausen ob Eck..


Portishead - Silence (Live at Southside 2011)

» Portishead - Live at Southside 2011


Arcade Fire als absolutes Highlight

Ja, und damit wären wir dann bei Arcade Fire, die (wieder einmal) alles in den Schatten stellten. Wie da ständig Bewegung auf der Bühne ist, gefühlt alle Instrumente von allen acht Bandmitgliedern beherrscht werden, laufend im Chor gesungen wird! Wie Régine Chassagne in kindlichem Elan mit ihren farbigen Bändern über die Bühne wuselt, wie herumgehüpft und wie wild auf die Trommeln eingeschlagen wird und Frontmann Win Butler auf einmal vom Klavier oben herab grüsst, wie das gesamte Bühnenbild einfach stimmt - das ist schlichtwegs ganz, ganz grosses Kino! Und wie Recht Butler mit seiner Persiflage auf die Black Eyed Peas ("I got a feeling, tonight is gonna be a good night..") während "Rococo" haben sollte..


Arcade Fire - Rococo (Live at Southside 2011)

» Arcade Fire - The Suburbs (Live at Southside 2011)


Da sich der Auftritt von Arcade Fire um rund 20 Minuten verzögert hatte, weil die Bühne wegen des Regens zuerst laufend wieder gereinigt werden musste, gab es zum Abschluss des Tages nur noch eine kürzere Portion The Chemical Brothers. Dass das britische Duo mit seinen imposanten Visuals immer noch zu den gefragtesten Elektro-Acts zählt, stellte es einmal mehr unter Beweis. Wie man von der Seite her gut sehen konnte, rissen sie mit ihrer Show trotz mittlerweile frostigen Temperaturen eine grosse Menge Besucher mit.


The Chemical Brothers - Live at Southside 2011

Dumm ist bekanntlich, wer einen Fehler drei Mal macht und so begann der Sonntag am Southside 2011 mit nur noch einer verpassten Band (The Vaccines). Zwar regnete es nicht mehr, dafür konnten einem die nun aufgekommenen, orkanartigen Böen mit der Zeit auf die Nerven gehen. Pünktlich zu den Friendly Fires auf der Blue Stage war dann aber auch der letzte Festivaltag eingeweiht. Die drei Briten lieferten ein nettes Set ab, nicht mehr und nicht weniger. Bei The Sounds wurde einmal mehr deren Konzept offensichtlich: man stelle eine Blondine im Minirock ans Mikrofon und schon funktioniert's..

Kasabian mit neuen Songs

Besser tönte es dann bei Two Door Cinema Club. Die knackigen Songs des irischen Trios animierten durchaus zum Mitwippen. Nach einem Abstecher zu Gogol Bordello an die Green Stage, die ihrem Publikum offensichtlich eine gute Show lieferten, ging es wieder zurück zur anderen Freiluftbühne, wo Kasabian auf dem Programm standen. Immerhin: ganz so leise wie die letzten ihrer Auftritte war es nicht mehr, dennoch hätten es gerne ein paar Dezibel mehr sein können. Die Band um Tom Meighan zeigte aber ein gutes Set mit einigen neuen Songs, die durchaus vielversprechend klangen. Den obligaten Höhepunkt erreichte das Konzert (wie üblich) mit "Fire", das tollerweise mit Patrick Cowleys Remix von "I Feel Love" eingeleitet wurde.


Kasabian - Where Did All The Love Go? (Live at Southside 2011)

» Live-Mitschnitt von Kasabian am Southside 2011 (11min / via dasding.de)

» Kasabian - Velociraptor (Live at Southside 2011)
» Kasabian - Switchblade Smiles (Live at Southside 2011)


Zum Festivalausklang ging es wieder in Richtung Green Stage, wo Incubus als Ersatz für Blink-182 für einen exklusiven Festivalauftritt in Europa engagiert worden waren. Trotz äusserst wenig Kommunikation mit dem Publikum seitens von Sänger Brandon Boyd präsentierten die fünf Amerikaner zahlreiche ihrer Hits wie "Drive", "Are You In" oder "Love Hurts", wie auch einige Songs von ihrem im Juli erscheinenden, neuen Album und bescherten dem Southside Festival 2011 so einen absolut würdigen Abschluss.
Trenner

Danke für deinen Support

Seit 2005 ist openairguide.net ein 1-Mann-Hobbyprojekt.
Aufgrund der erfreulich grossen Nachfrage – über 2 Millionen Seitenaufrufe pro Jahr – fallen Kosten für Server und Tools an [ca. CHF 3000].
Wer das Projekt mit ein paar Franken entlasten möchte, kann dies hier tun.
Vielen Dank für deine Unterstützung!
Trenner