Gleichermassen wie das Publikum wurden auch die Veranstalter von diesem einzigartigen Finale überrascht. Gemäss Festivalchef Christof Huber hatten die Bands die Aktion selber organisiert, nicht einmal das für die Produktionen auf der Hauptbühne verantwortliche Büro habe davon gewusst. Das famose Ende mit etwa 30 Musikern auf der Bühne verpasste so der 36. Ausgabe des OpenAir St. Gallen den einen magischen Moment, über den die anwesenden Zuschauer noch in einigen Jahren sprechen dürften. Und es war das «Tüpfelchen auf dem i» für die Organisatoren, für die es ein fantastisches Festival war, das in vielen Belangen Rekorde mit dem frühzeitigen Ausverkauf und den mit dem Wetterglück verbundenen horrenden Getränkeverkäufen gebrochen hatte, so Huber.
Florence And The Machine und Die Toten Hosen obenaus
Dennoch war nicht alles fantastisch am OpenAir St. Gallen 2012. Zwar gab es mit dem blutleeren Auftritt von Incubus am Freitagabend, wo die Fans schon nach kurzer Zeit reihenweise aus dem Bereich vor dem Wellenbrecher liefen, nur eine einzige, wirkliche Enttäuschung. Im Vergleich zu den Vorjahren waren die überragenden Konzerthighlights in diesem Jahr aber doch eher rar gesät. Am ehesten gelang dies noch den wunderbaren Florence And The Machine, die getragen von der eindrücklichen Bühnenpräsenz von Sängerin Florence Welch eine zauberhafte Atmosphäre über das Sittertobel legten. Schade allerdings, dass der Song «You've Got The Love» in ihren diesjährigen Festivalsets generell keinen Platz gefunden hat.. Ebenfalls eine überzeugende Performance zeigten (erwartungsgemäss) Die Toten Hosen, die laut Campino «30 Jahre auf diesen Auftritt gewartet hatten» und zusammen mit dem begeisterten Publikum eine beeindruckende Stimmung schufen, die auch viele «Nicht-Fans» überzeugen konnte.Grossen Spass machte - wie bereits eingangs erwähnt - die Show von Wolfmother zum Abschluss der Sternenbühne am Sonntag. Die Band um Sänger Andrew Stockdale zeigte sich gut gelaunt und legte viel Spielfreude an den Tag. Das Konzert von Mumford & Sons mit einigen neuen Songs war in seiner Komplettheit ebenfalls schön. Die etlichen ruhigeren Phasen des Sets zehrten aber nach drei anstrengenden Festivaltagen doch etwas stark an der Substanz. Deutlich lauter ging es bei tropischer Hitze am Samstagnachmittag bei Casper zu und her. Der Rapper aus Deutschland bewies einmal mehr, über was für enorme Live-Qualitäten er verfügt. Hut ab, wer bei derartigen Rahmenbedingungen eine solch ausgelassene Stimmung im Publikum generieren kann! Gut war zudem der Auftritt von Two Door Cinema Club im aufgeheizten Zelt am Freitagnachmittag. Schade, dass sie ihren ursprünglich nachts vorgesehenen Slot nicht nutzen konnten - und Fakt ist: «What You Know» ist und bleibt ein absoluter Hit!
Nicht so richtig überzeugende Elektro-Acts
Einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterliessen dieses Jahr am OpenAir St. Gallen die elektronischen Acts, die allesamt solide Shows zeigten, aber irgendwie nicht so richtig zündeten. Der Beste seiner Zunft war SebastiAn, der in der Nacht auf Freitag ein zu kurzes, aber gutes Set ablieferte, das erfreulicherweise seine Pariser (Label-)Herkunft deutlich offenbarte und an die früheren Justice erinnern liess. Pompös waren die Visuals, die der kanadische Topshot Deadmau5 präsentierte, die aber nach einer knappen Stunde nicht kaschieren konnten, dass der Überraschungseffekt irgendwie verschwunden war. Besser war es am Vorabend bei Paul Kalkbrenner, dessen «ruhigerer» Elektro über die ganze Konzertdauer zum Tanzen anzuregen vermochte.Alles in allem fällt das Fazit zum diesjährigen OpenAir St. Gallen positiv aus. Stimmen von den Organisatoren, welche Bands man dieses Jahr gerne gebucht hätte, an welche anderen Festivals ihr mal gehen solltet und wie die Zukunft des St. Galler Festivals aussehen könnte, gibt es in Kürze ebenfalls hier bei openairguide.net.
Für die Agenda: die nächste Ausgabe des OpenAir St. Gallen findet kommendes Jahr vom Donnerstag, 27. bis Sonntag, 30. Juni 2013 statt.