Unterschätzt

The Veils in Zürich: Das Etikett bald los?

Der Neuseeländer Finn Andrews ist ein talentierter Songschreiber mit einer eindrücklichen Stimme. Warum er mit seiner Band The Veils derzeit Konzertsäle in ganz Europa ausverkauft, wurde gestern Sonntag in Zürich ersichtlich.
The Veils begeistern momentan ihre europäischen Fans (im Bild: Amsterdam)
The Veils begeistern momentan ihre europäischen Fans (im Bild: Amsterdam)Photo: facebook.com/theveils
Mit dem NME ist es ja so eine Sache. Nicht selten werden Acts hochgejubelt, die schon vor dem Release des Debütalbums wieder in der Versenkung verschwunden sind. The Veils hatte die Zeitschrift vor zehn Jahren mit dem Prädikat «meist unterschätzte Band» versehen - und dabei aber (für einmal) nicht Unrecht. Nach dem gelungenen Konzert in Zürich kann man diese Aussage gar nur nochmals unterstreichen: Ja, diese Band wird unterschätzt.

Variabel durch den Songkatalog

Wer den heissen Sommertag im fast vollen Stall 6 mit dem Auftritt der Gruppe um den begnadeten Singer-Songwriter Finn Andrews ausklingen liess, kam während 75 Minuten in den Genuss von facettenreichem Indie-Rock. Melodiöse Balladen und aufs Minimum reduzierte Solo-Zugaben mit der akustischen Gitarre wechselten sich mit krachendem Rock ab. Die Band spielte sich mit viel Intensität durch alle vier bislang erschienenen Alben.

Ohne Ermüdungserscheinungen zu zeigen bedienten sich die teilweise bis zu sieben Musiker aus dem reichhaltigen Fundus an guten Songs, was bei der zwölften Show innert 13 Tagen, dem «day off» in unmittelbarer Aussicht und den üppig-warmen Temperaturen in der aufgeheizten Location nicht unbedingt zu erwarten war. Zu hören gab es Lieder aus Andrews' Anfängen («Vicious Traditions»), bei denen der Sänger selbst keine Antwort parat hatte, warum man sie lange Zeit nicht mehr performt hatte, Auszüge von «Nux Vomica» mit dem formidablen, wütenden Schlusssong «Jesus For The Jugular» bis hin zur aktuellen Single «Through The Deep, Dark Wood», einem treibenden Feuerwerk aus fünf Akkorden, das die Voraussetzungen für einen (lauten) Sommerhit locker erfüllt.

Auf dem Sprung?

Mit einer möglicherweise mässigen Tagesform wegen des vollen Tourkalenders hatte insgeheim niemand gerechnet. Dafür ist das bekannte Potenzial der Band dann doch zu gross. Und so holen The Veils auf ihrer aktuellen Tournee den verdienten Lohn für ihr Schaffen ab. Jedes zweite Konzert ist ausverkauft, begeisterte Kritiken in ganz Europa der Normalfall. Der nächste Schritt ins grössere Rampenlicht scheint möglich, ja vielleicht gar bald bevorzustehen. Es wäre ihnen zu gönnen. Und dann wäre auch der NME wieder gefragt: mit einer neuen Bezeichnung für die Band.
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