Dem hohen Anspruch standgehalten
So ernteten selbst The Roots, die hervorragende Liveband aus grossartigen Musikern rund um Frontmann Black Thought und Drummer Ahmed «Questlove» Thompson, am Samstagabend eine überaus gute Resonanz vom Publikum. Das ist bei ihren Auftritten an Festivals jeweils nicht selbstverständlich. Längere Solis und von den Albumversionen abweichende Songs - am Touch The Lake spielten sie beispielsweise etliche Tracks schneller - sind bisweilen eine anspruchsvolle Herausforderung für unvorbereitete Konzertbesucher.Bei Deichkind sieht die Ausgangslage von Haus aus anders aus. Hier steht nicht die Musik - eingängiger Elektro-Rap ab Konserve - im Vordergrund, sondern die spektakuläre Bühnenshow. Denn die hat es in sich, auch wenn man sie schon kennt. Die durchchoreographierte Performance wird nicht langweilig. Gadgets in Form von Bürostühlen, Tandem, Gummiboot oder dem überdimensionierten Bierfass, das durch das Publikum gerollt wird, bieten beste Unterhaltung und werden von den euphorischen Zuschauern dementsprechend gewürdigt: Das zweite (Show-)Feuerwerk am Zürifäscht an diesem Abend innert weniger Stunden.
Dass Fritz Kalkbrenner im Anschluss mit seinem Set nicht annähernd an die hohe Messlatte der beiden Vorgänger kommt, ist schnell absehbar. Es verdient Respekt, dass er die Vocalparts seiner Songs auch live selber singt. Und doch wirkt es teils grotesk, wenn Kalkbrenner auf seinem Podest umhergeht und via Headset den nachfolgenden Track beschreibt. Das erinnert dann an die Marktfahrer, die an ihren Messeständen jeweils die eigenen Haushaltsgeräte anpreisen.
Eine verheimlichte Absage
Die Veranstalter zeigten sich ob der gelungenen Zweitausgabe des Touch The Lake erfreut, offenbarten aber selber noch den einen oder anderen Makel. Allen voran die (kurzfristige) Absage von Iggy Azalea sorgte für ein wenig Verärgerung. Diese wurde nämlich weder über die sozialen Netzwerke noch die Festivalwebsite kommuniziert.Stattdessen dürfte den einen oder anderen Besucher am Samstagabend erfreut haben, dass - wegen der grossen Nachfrage - für Tagestickets vereinzelt diejenigen Bändel ausgegeben wurden, die auch für den Sonntag gültig waren. Vom riesigen Publikumsaufmarsch war auf dem weiten Gelände aber erfreulicherweise nur wenig zu spüren. Das sah gleichentags beim Vainstream Rockfest in Deutschland beängstigend anders aus..