Hype im Plaza

MS MR in Zürich: Das Gerüst steht

Seit der Veröffentlichung ihrer Debütsingle «Hurricane» vor einem Jahr, sehen sich MS MR mit hohen Erwartungen konfrontiert. Dass noch nicht ganz alles passt, zeigte sich gestern bei ihrem ersten Auftritt in der Schweiz in Zürich.
MS MR bei einem Auftritt in Texas diesen Frühling.
MS MR bei einem Auftritt in Texas diesen Frühling.Photo: Screenshot/YouTube
Nahtlos geht der Beat von «Ash Tree Lane» in den nächsten Song über, der Aha-Effekt kommt nach wenigen Momenten. Mit einer Coverversion von LCD Soundsystem's famosen «Dance Yrself Clean» leiteten MS MR gestern Sonntag bei ihrem allerersten Schweizer Konzert in ein gelungenes Finale ein, das mit «Hurricane» das passende Ende fand.

Fremde Hilfe als Stütze

50 erkenntnisreiche Minuten im gut besuchten Plaza in Zürich waren da vorbei. Im Anschluss lässt sich festhalten, dass das Potenzial beim New Yorker Duo, das auf der Bühne zum Quartett wird, zweifellos vorhanden ist. Dank Livebegleitung am Schlagzeug wirken die auf Platte teils gar glatten Produktionen etwas rauher, bekommen mehr Profil, was allerdings nicht allen gefällt.

Offensichtlich wurde aber auch, dass innerhalb des Spannungsbogens an gutem Liedmaterial um «Bones», «Fantasy», «Dark Doo Wop», «Ash Tree Lane» und «Hurricane» die restlichen Songs nicht so richtig zünden. Der Einbau zweier Cover - neben LCD Soundsystem auch Patrick Wolf's «Time Of My Life» - in die Setlist erwies sich da schon mal als weiser Schachzug.

In Sachen Bühnenpräsenz müssen sich MS MR dank der offensiv-erfrischenden Art von Sängerin Lizzy Plapinger überhaupt nicht verstecken. Ein Schachbrett-Oberteil und mehrfarbig getönte Haare tragend, kennt die oft strahlende Plapinger von Anfang keine Berührungsängste mit dem Publikum und sucht während den Songs viel Blickkontakt im weiten Rund, ohne dabei die Kontrolle über ihre grossartige Stimme zu verlieren. Auch ihre ausserordentliche Freude über die für sie überraschend starke Resonanz der Band in der Schweiz kommt ehrlich rüber.

Vorsicht vor der gefährlichen Richtung

Dass musikalisch noch Luft nach oben ist, ist nach erst einem veröffentlichten Album nicht weiter beängstigend. Eine Handvoll starker Songs und ein erstes mit Abstrichen gutes Konzert in der Schweiz stimmen durchaus optimistisch. Vielmehr bereiten Engagements an Events wie der Michalsky StyleNite am vergangenen Freitag im Rahmen der Berlin Fashion Week einige Sorgenfalten. Denn dort waren vor drei Jahren auch die beiden Briten von Hurts mit ihrem verheissungsvollen Debüt im Gepäck als Liveact zu Gast. Und in dieser Hinsicht bleibt schwer zu hoffen, dass MS MR in Zukunft nicht denselben, nicht (mehr) ernstzunehmenden Weg wie das Synthpop-Duo aus Manchester einschlagen.
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