Die Vorschau auf das Jubiläum

Getreu der Tradition: Heute startet das Gurtenfestival 2013

In zwei Stunden öffnen sich in Bern die Tore zum 30. Gurtenfestival. Die Vorschau über eine nicht erfüllbare Erwartungshaltung, die rockige Ausrichtung, Veranstalterwünsche und zwei moderne Neuerungen - plus die obligaten Bandtipps.
zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 18. Juli 2013, 23:45 Uhr.
Erneut werden insgesamt über 75'000 Besucher auf dem Gurten erwartet.
Erneut werden insgesamt über 75'000 Besucher auf dem Gurten erwartet.Photo: zVg., Gurtenfestival / konzertbilder.ch
Es ist eine Krux mit den Jubiläumsausgaben: Die Fans hegen hohe Erwartungen an das Line-Up, das möglichst hochkarätige Bands enthalten soll, um den runden Geburtstag des Festivals zu würdigen. Für die Veranstalter hingegen ist es beim Booking ein normales Jahr. Sie sind noch immer davon abhängig, welche Acts während dem Zeitraum überhaupt verfügbar und vor allem auch finanzierbar sind.

Nur noch Tickets für heute Donnerstag

Just so sieht es beim diesjährigen Gurtenfestival aus. Das Traditionsfestival im einzigartigen Ambiente auf dem Berner Hausberg feiert ab heute bis Sonntag während vier Tagen sein 30-jähriges Jubiläum. Fast ist es ausverkauft, einzig Tagestickets für heute Donnerstag sind noch erhältlich. Die Wetterprognosen verheissen ebenfalls Festliches: abgesehen von wenig Regen und ab und an einem Gewitter bleibt es grösstenteils trocken und freundlich bei Temperaturen um 22 Grad.

Wie gehabt ist das Programm am 30. Gurtenfestival auf den ganz breiten Musikgeschmack abgestimmt. Zugkräftige Namen wie Die Toten Hosen, die ihre Zusage bereits unmittelbar nach dem letztjährigen Auftritt am Open Air St. Gallen gegeben hatten, wechseln sich mit internationalen (Volbeat, Emeli Sandé) und nationalen (77 Bombay Street, Sophie Hunger, Eluveitie) Chartstürmern ab. Der eher anspruchsvolle Klassiker (The Smashing Pumpkins) lässt einen gröberen Fehltritt (Hurts) verschmerzen.



Mit seiner umfangreichen Elektro-Fraktion vermag das Gurtenfestival zu punkten: Chase And Status sind in Grossbritannien einer der angesagtesten Acts des Genres. Der Belgier Netsky hat sich mit seinen Drum'n'Base-Shows genauso einen Namen gemacht wie das australische Duo Knife Party, das aus Mitgliedern von Pendulum hervorgegangen ist, die bekanntlich auch eine Vergangenheit auf dem Gurten haben. Die Engagements des guten Black Rebel Motorcycle Club, der britischen Glam-Rockband The Darkness zum Festivalabschluss am Sonntag, den Broilers aus Deutschland oder den beiden etablierten, immer nett anzuschauenden Johnossi und Friska Viljor unterstreichen die besonders «rockige» Ausrichtung des Festivals in diesem Jahr. Im Verlauf des Januars habe sich diese Entwicklung abgezeichnet, so Booker Phibe Cornu gegenüber openairguide.net.

Wünsche bleiben Wünsche und das Killers-Dementi

Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass es mit der Verpflichtung eines langjährigen Wunschacts nicht klappen würde. Mumford & Sons wollte Cornu nach ihren umjubelten Auftritten in St. Gallen und im März in Bern sehr gerne diesen Sommer auf den Gurten locken. «Sie spielen an diesem Wochenende aber leider eine grosse Show in England», sagt der Booker und verweist etwas wehmütig («Sooo geil!») auf Videoclips ihres Headlinerauftritts vor drei Wochen am Glastonbury in England.

Ein weiteres Bedürfnis Cornus, der seit 23 Jahren für die Zusammenstellung der Bands am Gurtenfestival mitverantwortlich ist, wären Biffy Clyro gewesen, denen in der Branche eine rosige Zukunft vorausgesagt wird. Für sie habe man eine Offerte abgegeben, doch habe es terminlich nicht geklappt. Stattdessen spielt die schottische Rockband dieses Wochenende nun an Festivals in Skandinavien, ehe sie im August in die Schweiz nach Gampel zurückkehren wird. Nicht auf dem Plan standen hingegen The Killers. «Für sie haben wir nicht offeriert», so Cornu und dementiert das Gerücht, das doch ziemlich lange hartnäckig im Raum gestanden war.

Gross im Kommen: Bastille und Imagine Dragons

Aber zurück zu den Bands, die man mit Erfolg auf den Gurten lotsen konnte. Mit Bastille und den Imagine Dragons sind zwei angesagte Newcomer im Line-Up vertreten. Beide haben in den vergangenen Monaten einen riesigen Karriereschub erlebt und auch die Begehrlichkeiten anderer Schweizer Festivals geweckt. Die Londoner Bastille um Sänger Dan Smith hätte man beispielsweise auch gerne im Sittertobel gehabt. Den amerikanischen Imagine Dragons traut Cornu - «vorausgesetzt, das nächste Album wird genauso gut» - den ganz grossen Durchbruch in der Schweiz zu. Eine erste Fanbasis dazu hat sich die radiotaugliche Indie-Rockband zumindest bereits geschaffen. Ihr erstes Schweizer Konzert im April in Zürich war innert kurzer Zeit ausverkauft.



Neben den 18 Schweizer Acts auf der Waldbühne (darunter The Animen, Steff La Cheffe, Manillio und Müslüm) wird das Jubiläumsprogramm mit einen Leckerbissen abgerundet, welche interessanterweise - wie schon letztes Jahr - die ersten Slots nachmittags auf der Zeltbühne erhalten haben.

Die Tipps: Wild Belle, Reptile Youth und Triggerfinger

Da wären vorweg die aus Chicago stammenden Geschwister Bergman alias Wild Belle, die verträumten Psychedelic-Pop mit afrokaribischen Einflüssen präsentieren. Ihr Debütalbum «Isles» ist im Frühling erschienen, sie spielen am Sonntag um 13:00 Uhr. Dieses Engagement, das Cornu als «Glücksfall» betitelt, habe sich ganz am Schluss noch ergeben. Vielversprechend klingen ebenfalls Reptile Youth. Ihr Elektro-Punk hat ihnen bisweilen Vergleiche mit den wunderbaren The Rapture eingebracht. Auf «riesige Empfehlung» der Booker der französischen Eurockéennes hat Cornu die dänische Band am Samstag um 14:15 Uhr mit ins Programm aufgenommen.

Zuguterletzt werden bereits heute Donnerstag Triggerfinger auf dem Gurten erwartet. Erst mit einem Cover von Lykke Li's «I Follow Rivers» schafften die sympathischen Belgier den Sprung ins Rampenlicht. Sie alleine auf diesen Song zu reduzieren, ist aber ein grosser Fehler. Die Band aus Antwerpen hat im Einklang mit ihrer jahrelangen Erfahrung aus zahlreichen Liveshows und bluesigen Rocksongs einiges mehr zu bieten.

» alle 75 Bands am Gurtenfestival 2013 auf einen Blick

Neuheiten: «Cashless» und Livestream

In zwei Bereichen bricht das Gurtenfestival allerdings mit alten Traditionen. Das bargeldlose Bezahlen via RFID-Chip, das in der Schweiz vor drei Wochen in St. Gallen eine geglückte Premiere feierte, kommt auch in Bern zum Einsatz. Und nach dem Open Air Frauenfeld schafft es nun (endlich auch) ein anderes grosses Deutschschweizer Festival, einen Video-Livestream anzubieten. In Zusammenarbeit mit SRF werden einige Konzerte direkt im Internet übertragen.


Der vorläufige Sendeplan:

Donnerstag, 18. Juli 2013
17.30 bis 18.45 Uhr: 77 Bombay Street
20.30 bis 22.00 Uhr: Black Rebel Motorcycle Club
22.00 bis 23.15 Uhr: Kosheen

Freitag, 19. Juli 2013
13.00 bis 14.00 Uhr: Hoffmaestro
14.00 bis 15.15 Uhr: Turbostaat
17.15 bis 18.30 Uhr: Friska Viljor
19.00 bis 20.30 Uhr: Sophie Hunger
20.30 bis 21.45 Uhr: Eluveitie

Samstag, 20. Juli 2013
19.00 bis 20.30 Uhr: Hurts
20.30 bis 21.45 Uhr: Seven

Sonntag, 21. Juli 2013
11.30 bis 12.45 Uhr: Stefanie Heinzmann
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