Einen kuriosen Anfang hatte das Zürich Openair 2013 zum donnerstäglichen Auftakt mit sich gebracht. Die verspätete Türöffnung bescherte der US-Band Poliça eine knapp halbe Stunde lang eine merkwürdig anmutende Konzertatmosphäre in einem quasi leeren Zelt. Es war aber lediglich ein Umweg zu einem anschliessend gelungenen ersten Festivaltag in Rümlang mit einer spektakulären Bühnenshow der Nine Inch Nails als absolutem Highlight - nicht nur des gesamten Festivals, sondern seit längerer Zeit überhaupt. (» kompletten Teil 1 des Rückblicks lesen)
Teil 2 des Rückblicks
Auch der zweite Festivaltag des Zürich Openair 2013 brachte ein herausragendes Konzert mit sich: Der Auftritt von Franz Ferdinand war eine 70-minütige Ansammlung von alten und neuen Hits, rein stimmungsmässig der Höhepunkt der diesjährigen Ausgabe. Ab Freitag zeigte sich zudem das erneut umgestaltete Festivalgelände in vollendeter Frische. Rein von der Infrastruktur her bewährte es sich allemal: vom Besucherrekord mit 70'000 Zuschauern aus aller Welt war platztechnisch kaum etwas zu spüren und die neue Zeltbühne glänzte beispielsweise mit einer üppig ausgestatteten Lichtanlage. (» kompletten Teil 2 des Rückblicks lesen)
Dass Tag 3 des Zürich Openairs etwas Tempo herausnehmen würde, war angesichts der Programmierung vor allem mit The xx und James Blake - in gewissem Masse auch mit Jessie Ware und Paul Kalkbrenner - keine allzu grosse Überraschung. Bevor diese vier Acts in den Abendstunden nun also etwas auf die Bremse drückten, luden Fettes Brot zunächst auf der Hauptbühne zu einem Nostalgietrip in die 90er-Jahre - und das war durchaus nett anzusehen. Trotz erheblich Leerlauf zwischen etlichen Songs infolge mehrheitlich sinnfreier, ausufernder Ansagen und einem unnötigen Medley mit Rapklassikern anderer deutscher Hip-Hop-Combos der beiden vergangenen Jahrzehnte erwiesen sich die drei Hamburger als Partygarant erster Güte und ernteten viel Unterstützung aus dem Publikum, das mal aus Tausenden Kehlen mitrappte («Jein»), mal mitsang («Nordish By Nature»), mal mitgrölte («Emanuela», «Schwule Mädchen»).
Ein merkwürdiger Laser über lichten Reihen
In der Gesamtsumme war das (leider) ein meilenweiter Unterschied zum schwer greifbaren Auftritt von Ebony Bones davor. Als energiegeladen und abgefahren angekündigt, drang deren Mix aus Soul, Pop und Rock nur selten zu den Zuschauern durch. Lediglich eine Publikumsanimation mit Links-rechts-vorne-hinten-Hüpferei schien richtig Kontakt herzustellen. Ansonsten war ihr Konzert geprägt von einem unpassenden, herumschwenkenden, grünen Laser als Lichtelement und (zu) vielen Unter- und Abbrüchen während den Songs. Auffallend oft begab die Sängerin sich zudem kurz von der Bühne (technische Probleme?) und so war es nicht allzu verwunderlich, dass sich nach einer halben Stunde die Reihen im Zelt bereits arg gelichtet hatten. Da hatte auch ihr Kostümwechsel vom langfädigen Kleid zum wallenden, feenhaften Gewand nichts Gegenteiliges bewirken können.Allerdings sollte Bones' Konzert die einzige Enttäuschung des ausverkauften, dritten Festivaltages bleiben, der früh viele mit Fanshirts ausgestattete Anhänger von Paul Kalkbrenner auf das Gelände gelockt hatte. Diese hatten sich bereits zum Hauptbühnenauftakt mit den britischen Everything Everything ein erstes Mal gezeigt. Für sie dürfte die ungewöhnliche Achterbahn-Stimmlage von Sänger John Higgs eher anstrengende Kost dargestellt haben. Die Performance der vergangenen Herbst als Support vor Muse in Basel aufgetretenen Indie-Rockband aus Manchester war aber, wenn man sich an Higgs' Gesang gewöhnt hatte, eine stimmige Sache mit dem vierjährigen «Photoshop Handsome» und dem progressiven Schluss aus Gitarren- und Trommelgewitter als Höhepunkten.
Nun aber in Richtung Hauptthema des Abends: der Entschleunigung. Vor einem Jahr hatte die britische Sängerin Jessie Ware ihr Debütalbum «Devotion» veröffentlicht, jetzt stand sie endlich zum ersten Mal in der Schweiz auf einer Bühne, auch wenn sie sich kurz - ein Evergreen! - in Schweden zu Gast wähnte. Dank ihres durchgehend sympathischen Auftretens wurde ihr dieser Fauxpas aber schnell nachgesehen. Auch mit ihrer klaren, stets angenehm unaufdringlichen Stimme, den mit Soul, Jazz und leicht elektronischer Untermalung geschwängerten Popsongs und einem berührenden Bobby Caldwell-Cover (den meisten eher bekannt als Sample aus 2Pac's «Do For Love») vermochte sie zu punkten und das (Festival-)Tempo schrittweise zu drosseln.
Live-Beats und bebende Bässe
Denn die darauffolgenden zweieinhalb Stunden standen dann vollends im Zeichen der minimalistischen Klänge. The xx auf der Haupt- und James Blake auf der Zeltbühne zogen erstaunlich viel Publikum an. So gross sind die beiden Acts schon geworden! Erstere überzeugten dabei nicht nur mit der gewohnt eindrücklichen Licht- und Lasershow, sondern auch mit einer optimal auf ein Festival zugeschneiderten Setlist. Schon früh verlieh Jamie xx den feinen Songs desöfteren mit live auf Pads eingespielten, hüpfenden Beats eine elektronischere Struktur, die die dicht gestaffelte Zuschauermasse nicht zum Erstarren kommen liessen. Besonders schön bei Konzerten dieser Gattung: der markerschütternde Bass. Bei Blake im Zelt war der - trotz zeitweise insgesamt zu wenig Lautstärke - noch eine gehörige Spur erschütternder. Wie es einen bei «Limit To Your Love», seinem zum Durchbruch verhelfenden Feist-Cover aus dem Jahr 2010, durchschüttelte - halleluja!So waren die Auftritte am Zürich Openair 2013
























































































































The xx - Crystalised (Video: Youtube / Amreio)
Kurzer Ausflug zurück ins Disco-Zeitalter mit Justice (Video: Youtube / Mad Katz)
Bester Elektro-Act am Donnerstag: Boys Noize (Video: Youtube / Joshua Galvez Durand Bravo)