Anders als gedacht
Erwartet hatte man im Vorfeld etwas Anderes, doch so wie es rausgekommen war, war es im Endeffekt auch in Ordnung. Daran hatte vor allem das dänische «Duracell-Häschen» einen gehörigen Anteil. Von der ersten Sekunde an hüpfte, tanzte, schrie oder schwang es auf der Bühne seine Arme und legte ein horrendes Tempo vor, für das das sportliche Outfit mit schwarzen Leggins und Goldkette natürlich Sinn machte. Besonders beachtlich war dabei, dass Ørsted während der knappen Konzertstunde trotz des körperlichen Einsatzes, der ihren Haarzopf dauernd wild herumfliegen liess, nie mit ihrer ungemein klaren Stimme zu kämpfen hatte und die diversen Tonlagen fehlerfrei meisterte.Nicht ganz unschuldig daran, dass die Show eine andere Richtung eingeschlagen hatte als im Vorfeld angenommen, war ihre dreiköpfige Begleitband (Schlagzeug, Gitarre, Sampler). In der Live-Umsetzung manövrierten sie die auf Platte bereits mit einem gehörigen R'n'B-Touch versehenen Popsongs ohne Umwege in die Black-Music-Schublade. Die glatten Produktionen wichen kraftvollen Beats, welche der wirbligen Powerfrau auf der Bühne eher gerecht wurden, ihre kräftige Stimme aber dennoch nicht übertrumpften und einzig bei schönen Balladen wie «Freedom (#1)» oder «Never Wanna Know» richtigerweise in den Hintergrund rückten.
Theatralik und Trommeln
In dieser Hinsicht hatte die Vorgruppe Kaltehand & Natasha Waters bedeutend anders agiert. Dunkle und meist ruhige Elektrobeats kreierten da einen warmen Soundteppich für die stimmlich gleichwegs überzeugende Waters. Und auch in Sachen Ausdruck unterschieden sich die beiden Protagonistinnen grundlegend. Im Gegensatz zur zügellosen MØ beschränkte sich die mystisch anmutende Ostschweizerin - mal mit stoischem Blick, mal mit geschlossenen Augen - auf nicht minder wirkungsvolle theatralische Posen, für die sie häufig ihre Arme oder am Ende eine goldene venezianische Maske zum Einsatz nahm.Während der herausragenden Momente des Sets musste sich die Sängerin allerdings nicht selbst in den Fokus stellen. Für diese zeichneten nämlich die Klänge zweier tiefer Live-Trommeln verantwortlich, die vereinzelten Songs auf angenehm verstärkende Weise noch mehr Intensität verliehen hatten.