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Zum Schluss das Gewitter - So war Jake Bugg in Zürich

Das Konzert von Jake Bugg am vergangenen Freitag in der sterilen Maag Halle in Zürich benötigt eine ganze Weile, um in die Gänge zu kommen, endet dafür aber umso hervorragender.
Der Junge mit der Gitarre: Jake Bugg am Freitag in Zürich.
Der Junge mit der Gitarre: Jake Bugg am Freitag in Zürich.Photo: Screenshot: Youtube / Ajatuksia86
«Und der Kerl ist ja erst 19..», bekommt man an diesem Abend in regelmässigen Abständen zu hören. Der kleine Kerl mit der Pilzfrisur auf der Bühne in Zürich heisst Jake Bugg, ist einer der derzeitigen Shootingstars Grossbritanniens, spielt wirklich gut Gitarre für sein Alter und verfügt über eine markante, wenn auch manchmal quäkende Stimme.

Bescheidene Hälfte

Das fällt vor allem in der ersten Konzerthälfte erschwerend ins Gewicht, welche abgesehen vom knackigen Opener «There's A Beast And We All Feed It» und den beiden Debütsingles («Two Fingers», «Seen It All») wenig Elan in der zu gut drei Vierteln gefüllten Eventhalle versprüht. Die nicht mit sonderlich viel Ambiente ausgestattete, ausladende Location trägt ebenfalls ihren Teil zum diskreten Halbzeitfazit bei.

Dementsprechend gesprächig verhält sich in dieser Phase das Publikum, das den Bubikopf anfangs noch mit fast schon beängstigendem, weil in mehrfacher Hinsicht an biebersche Ausmasse erinnerndem Gekreische überschwänglich begrüsst hatte. Warum ex-Oasis-Mastermind Noel Gallagher mitunter zu den Mentoren von Jake Bugg zählt, hatte sich da ebenfalls rasch anhand der selbstbewusst-distanziert-coolen Rockstarattitüde des schmächtigen Teenagers erschlossen.

Stecker rein - Energie an

Den Wendepunkt erlebt die rund 70-minütige Show, als Bugg nach einem Solo-Intermezzo wieder die übliche Verstärkung von Bassist und Schlagzeuger erhält und sich bei einem der zahlreichen Gitarrenwechsel nun eine der elektrischen Sorte umhängt. Der Stecker wird wortwörtlich eingesteckt. Von der Bühne strahlt plötzlich eine völlig neue Energie aus.

«Green Man», «Kingpin» oder das treibende «What Doesn't Kill You», die erste Single seines zweiten Albums «Shangri La», lassen es regelrecht krachen und leiten in den deutlich rockigeren Schlussteil mit einem herausragenden Zugabenblock ein. Mit dem durchdringenden «Broken» erzielt Bugg dort (endlich) auch mit einem ruhigen Song die erwünschte Wirkung. Die Coverversion von Neil Young's grossem «Hey Hey, My My» macht sich im Anschluss genauso gut wie der finale Höhepunkt «Lightning Bolt», der das beachtliche Talent des 19-jährigen Briten noch einmal in voller Form aufblitzen lässt - und den gemächlich verlaufenen ersten Konzertteil definitiv in den Hintergrund zu drängen vermag.


Video: Youtube / Ajatuksia86
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