Die Perkussion passt
Auch das charakteristisch trommellastige Element ihrer Pop/Rock-Hymnen steht der Band aus Las Vegas gut zu Gesicht. Die zahlreichen Perkussionsinstrumente werden abwechslungsweise von der Frontreihe um Reynolds, Gitarrist Wayne Sermon und dem oft zum Klatschen animierenden Bassisten Ben McKee bedient, derweil hinten Schlagzeuger Daniel Platzman fortwährend einen lobenswerten Job verrichtet.Der Erfolg, den die Imagine Dragons mit ihrem Debütalbum «Night Visions» weltweit feiern, verdient höchsten Respekt. Allein in den USA hat sich das Werk über anderthalb Millionen Mal verkauft. Zumindest warum «Radioactive» zum internationalen Riesenhit avanciert ist, wird an diesem Abend in Zürich augenscheinlich. Live erzielt der Song dieselbe wuchtige Wirkung wie auf Platte. Und auch das an die nota bene ebenfalls aus Las Vegas stammenden The Killers erinnernde «It's Time» funktioniert ansehnlich.
Gepose und Geschwätz
Der Rest des Auftritts allerdings bringt pure Ernüchterung. Da sind auf der einen Seite die viel zu simpel konstruierten und leicht durchschaubaren Mittel, die der hyperaktive Frontmann Dan Reynolds als Showelemente einsetzt. Durchs Band übertriebene Posen wechseln sich mit fürchterlichen Ansagen ab. Ein Beispiel: Einmal, so Reynolds, habe er einen Drumstick ins Publikum geworfen und damit versehentlich einer Zuschauerin das Nasenbein gebrochen, die in der kommenden Woche ihre Hochzeit hätte feiern wollen. Natürlich! Gibt es heutzutage wirklich noch Konzertbesucher, die solch hanebüchene Stories glauben?Im Normalfall wären diese unnötigen Einlagen ja noch zu verkraften gewesen. Andererseits verlief der Grossteil des Abends aber eben auch in musikalischer Hinsicht enttäuschend. Ein Solo-Interlude von Bassist McKee vor «Demons» war da neben den erwähnten Stimmungsgaranten noch das Höchste der Gefühle.
Nah bei Nickelback
Dem gegenüber standen Tiefpunkte in Form der furchtbaren Falsettstimme bei «Cha-Ching», des auf einer Imagine-Dragons-Setlist völlig fehl am Platze befindlichen «Song 2»-Covers oder des Einsatzes einer kitschigen Violine («30 Lives»), die regelrecht erschaudern liessen. Dass der plumpe Mix aus rockigem Pop und Balladen gepaart mit nur selten berührendem Gesang die Band zwischenzeitlich in Verbindung mit - man kann es nicht anders benennen - Nickelback brachte, dürfte alles sagen.Das amerikanische Quintett hat im Verlauf des vergangenen Jahres zweifellos den Nerv des Mainstreams getroffen und eine immense Zugkraft entwickelt. Das äussert sich unter anderem darin, dass es am Open Air St. Gallen 2014, für das es gestern offiziell bestätigt wurde, einen hohen Slot einnehmen wird. Und dennoch sollte - wer auf guten, ehrlichen Pop steht - im kommenden Juni im Sittertobel seine Aufmerksamkeit besser Bands wie Yokko schenken - und so erst noch die Schweizer Musikszene unterstützen.