Mit dem Open Air St. Gallen und dem Gurtenfestival haben im vergangenen Sommer zwei der grössten Schweizer Festivals einen mutigen Schritt gewagt. Sie griffen erstmals vollumfänglich für Zutrittskontrolle und Bezahlung auf diese Chips zurück. Die Erfolgsbilanz fiel bekanntermassen zwiespältig aus. Das Ostschweizer Festival setzt auch im kommenden Jahr auf das erfolgreich lancierte System. Die Veranstalter in Bern hingegen machen nach dem erlittenen Fiasko (vorläufig) einen Rückzieher - und gehören damit wieder zu den etlichen grossen Festivals in Europa, die mit der Einführung der RFID-Chips noch weiter zuwarten wollen.
Viele Vorteile für die Veranstalter
«Grundsätzlich ist die Technologie nicht mehr aus der Festivallandschaft wegzudenken», lässt sich Jasper Barendregt auf Anfrage von openairguide.net zitieren. Barendregt ist Festivalleiter bei «FKP Scorpio», einem der weltweit grössten Festivalveranstalter. Das in Hamburg ansässige Unternehmen zeichnet für 18 Festivals in ganz Europa verantwortlich, darunter das Zwillingsfestival Hurricane/Southside, Northside in Dänemark sowie das hiesige Greenfield in Interlaken. Mit seiner Meinung steht Barendregt nicht alleine da.Cyrill Stadler, Vizepräsident des Open Air St. Gallen: «Der Bändeldiebstahl hat von Jahr zu Jahr zu- und ein bedenkliches Ausmass angenommen.» Damit nennt er einen der Punkte, der die Eingangskontrolle via RFID so wertvoll für die Veranstalter macht: Die Fälschungssicherheit der Chips. Barendregt fügt an: «Reguläre Bändel sind zu einfach nachproduziert». Eine Problematik, mit der man vor nicht allzu langer Zeit am Open Air Frauenfeld schlechte Erfahrungen gesammelt hatte. Händler richteten damals mit Hunderten gefälschten Armbändern einen Schaden von 200'000 Franken an.
Erhöhte Sicherheit
Ein weiterer Vorteil der Chips: Die Organisatoren erhalten in Echtzeit detaillierte Angaben über die Zuschauermenge. Sie wissen zu jeder Zeit, wie viele Personen sich auf dem Gelände befinden. Gerade bei Veranstaltungen mit verschiedenen abgesperrten Bereichen oder immenser Besucherzahl eine wichtige Sicherheitskomponente, wie zum Beispiel am belgischen Elektro-Festival Tomorrowland, wo das System seit zwei Jahren zum Einsatz kommt.Wie nützlich die «Crowd Control» sein kann, zeigte sich am Lollapalooza 2012 in Chicago. Als wegen eines bevorstehenden heftigen Sturms das Areal zeitnah geräumt werden musste, konnten die Organisatoren dank der personalisierten Mitarbeiterchips ihren Staff in den verschiedenen Bereichen lokalisieren und optimal koordinieren.
Diverse renommierte Festivals setzen inzwischen auf die elektronischen Chips als Eintrittssteuerung, allen voran in den USA. Dort greifen Grössen wie Coachella, Bonnaroo, Lollapalooza, Sasquatch, Bamboozle oder Austin City Limits mit Erfolg darauf zurück. 2012 hat das Londoner Wireless den Umstieg gewagt, seit dem vergangenen Sommer gehören zudem u.a. das britische Isle Of Wight, das norwegische Slottsfjell oder das Splendour In The Grass in Australien zu diesem rasant anwachsenden Kreis. Den Boom bestätigen Statements aus den Reihen der Systemanbieter. Allein 2013 hat sich die Anzahl mit RFID-Technologie ausgerüsteter Festivals in Europa demnach verdreifacht.
Vorreiter Kanada
Mit dem US-Showcasefestival SXSW hatte erstmals im Jahr 2004 ein Festival mittels moderner Technologie den Einlass kontrolliert. Richtig durchzusetzen vermochte sich das System aber zunächst nicht. Erst im zweiten Anlauf sechs Jahre später am «Festival d'Été» im kanadischen Québec sollte die RFID-Erfolgsstory den Durchbruch schaffen. Sie ist dabei eng mit dem Namen Serge Grimaux verknüpft, dem Gründer der inzwischen - mit über 4 Millionen aktivierten Chips an Festivals - zum Marktführer aufgestiegenen Firma «Intellitix».In Kürze bei openairguide.net - Teil 2 der RFID-Artikelserie: Thema «Cashless»