Beady Eye in Zürich

Nicht wie früher

Zwingend ist es nicht, was Beady Eye auf Platte und auf der Bühne fabrizieren. Zumindest Frontmann Liam Gallagher hinterliess beim gestrigen Konzert im X-Tra allerdings einen durchwegs positiven Eindruck.
Weckte Empathie: Liam Gallagher gestern in Zürich.
Weckte Empathie: Liam Gallagher gestern in Zürich.Photo: Screenshot Youtube (manfredbacher)
Es ist nicht Liam, der in Zürich die erste typisch gallaghersche Duftmarke setzt, sondern Paul. Der älteste der drei Brüder, als Tour-DJ engagiert, lässt den herbeieilenden Stagemanager mit einem trockenen «One more song, five minutes» verdutzt abblitzen. Nichts zu machen. Die für den Auftritt bereitstehende Band um seinen jüngsten Bruder muss sich gedulden, bis Paul sein Überbrückungsset ordentlich beendet hat. So macht man das bei Gallaghers.

Und dann kommt er. «Liam! Liam!» schallt es durch den Saal. Noch immer wird der frühere Oasis-Sänger von seinen Fans vergöttert. Längst sind es allerdings nicht mehr so viele wie in früheren Jahren. Das X-Tra ist an diesem Abend schwach besetzt. Vielleicht 400 Zuschauer wollen einen der letzten verbliebenen Rockstars noch live erleben.

Die armen Fotografen

Gallagher präsentiert sich adrett gekleidet im dunklen Coat, mit ungewohntem Kurzhaarschnitt und durchgehend grimmigem Blick. Natürlich wird ab und zu auch gepöbelt. Dran glauben müssen zunächst die Fotografen, die nach getaner Arbeit beim Verlassen des Bühnengrabens vom Sänger mit einer ordentlichen Tirade eingedeckt werden. Oder ein FC Barcelona-Fan im Publikum, der vor der Zugabe vom glühenden Manchester-City-Anhänger Gallagher als Replik auf die eben erlittene Champions-League-Niederlage ebenfalls etwas auf die Ohren kriegt.

Doch lässt sich die 41-jährige Britpop-Legende nach den knapp anderthalb absolvierten Konzertstunden keineswegs so leicht in die Schublade des arroganten Rockstars schieben. Im Gegenteil: Sein Auftreten weckt Empathie. Höflich bedankt sich Liam Gallagher mehrfach bei den Fans, tauscht sich stetig wohlwollend mit seinem Tontechniker aus oder schlichtet väterlich eine Auseinandersetzung unter Zuschauern.

Zufriedenstellend

In musikalischer Hinsicht verläuft der Abend solide - trotz etlicher Längen, während denen offensichtlich wird, dass manch Beady-Eye-Song auch live nicht zünden will. Eine Handvoll guter Momente sind dennoch durchaus auszumachen. Der an sich geglückte Auftakt mit «Flick Of The Finger» und den cineastischen «Face The Crowd» bzw. «Four Letter Word» wird leider von der anfänglich nicht über alle Zweifel erhabenen Soundtechnik etwas behindert.

Und auch das vom Publikum frenetisch gefeierte «Wonderwall» passt irgendwie nicht so richtig ins Geschehen. Dafür leitet das zweite Oasis-Cover «Cigarettes & Alcohol» umso gelungener in den mit Abstand stärksten Konzertteil um «The Roller» und das an diesem Abend herausragende «Start Anew» ein.

«Me and you (..) come on, take a chance to start anew», heisst es darin. Das Versöhnungsangebot dürfte nicht Bruder Noel gelten. Schade eigentlich, denn mit ihren Soloprojekten kommen beide nicht an das heran, was sie einst gemeinsam mit Oasis geschaffen hatten.



Beady Eye Setlist Xtra Limmathaus, Zurich, Switzerland 2014, BE
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