So waren CHVRCHES in Zürich

Die Berechtigung bewiesen

Von viel Vorschusslorbeeren und entsprechender Erwartungshaltung begleitet haben CHVRCHES vergangenen Samstag in Zürich ihren ersten Schweizer Auftritt absolviert - und die nicht ganz einfache Aufgabe richtig gut erfüllt.
CHVRCHES spielten am Samstag im Komplex Klub zum ersten Mal in der Schweiz.
CHVRCHES spielten am Samstag im Komplex Klub zum ersten Mal in der Schweiz.Photo: René Ziegler
Der Song wird zum Steigerungslauf. Während mehrerer Minuten pulsiert der zurückhaltende Beat, zieht die Gitarre im Hall und Lauren Mayberry's zarte Stimme mit, bis die Sängerin schliesslich die Erkenntnis findet («I'm feeling capable of / saying it's over») und sich befreien kann. Die orgeligen Synthies brechen los, die Erlösung ist spürbar, es blitzt und funkelt auf der Bühne. Grosses Kino für das Auge, was sich zum Schluss von «Tether» da alles entlädt.

Heller Keller

Es ist einer der herausragenden Momente der Show, der im selben Zug deutlich macht, dass auch das visuelle Angebot des schottischen Elektropop-Trio CHVRCHES an diesem Abend überzeugen kann. Zwei Lichtelemente in Form einer normalen und einer gespiegelten «7» bilden links und rechts vor den beiden Synthesizern die Front, ein weiteres dreieckartiges LED-Gebilde präsentiert sich zentral im Hintergrund, und die blinkenden Scheinwerfer tragen den Rest zum prima ausgeleuchteten Kellergewölbe bei.

Ein anderes Merkmal hat sich bereits beim ersten Ton des Openers «We Sink» herauskristallisiert. Der ausserordentlich bebende Bass verleiht im Verlauf der kurzweiligen Konzertstunde der ganzen Angelegenheit ordentlich mehr Punch. Wenn es - wie in Verbindung mit den glockenartigen Synthies bei «Lungs» - so richtig brummt, wird das zur wahren Wohltat.

Zwei Probleme

Und doch haben die durchwegs dominanten Tiefen auch ihren Negativeffekt. Nicht immer vermag sich Mayberry's leichtfüssiger Gesang gegen die Bässe zu behaupten und verschwindet ab und an in der Versenkung. Neben der von Anfang (viel zu) stickigen Atmosphäre in der Location soll dies aber bis zum Ende der einzig erwähnenswerte Makel bleiben.

Derweil die zierliche Sängerin nämlich mit ihrer gewitzten und liebenswerten Art die Zuschauer reihenweise um den Finger wickelt, bringen die an ihrer Seite hauptsächlich an Synthesizern und Samplern hantierenden Iain Cook und Martin Doherty etwas willkommene Abwechslung ins Spiel. Cook, der vereinzelt auch an Gitarre oder Bass agiert, wird auf der Bühne wiederholt wegen seines teuren, nachmittäglichen Shoppingtrips in Zürich veräppelt, während Doherty bei «Unter The Tide» - so gut er kann - den Gesangspart übernimmt. Dank des clubbigen Refrains entwickelt sich der Song gar zu einem der Stimmungshöhepunkte des Konzerts, hat im Endeffekt gegen das rot untermalte «Recover» aber doch das Nachsehen. Zu eingängig ist dieser knackige Ohrwurm, zu symptomatisch für den Hype um die Band, der - und das ist die Erkenntnis des Abends - zweifelsohne seine Berechtigung hat.
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