Nach längerer Zeit hat Schulz wieder eine vierköpfige Begleitband am Start. Ein prominentes Mitglied sticht dort nominell hervor: Niemand Geringeres als Gisbert zu Knyphausen darf an diesem Abend seine Qualitäten als Bassist (und Fussballernamen-Vorsager) unter Beweis stellen.
Dazugewonnene Vielfalt
Rasch zeigt sich in der über zweistündigen Show, dass die instrumentalische Unterstützung für Schulz Gold wert ist. Viele Facetten eröffnen sich in den Songs, die bei seinen Soloshows nachvollziehbarerweise jeweils verborgen bleiben. Skalastige Elemente kommen neu hinzu, Country und Americana schimmern zwischenzeitlich hindurch. Das beswingte «Was macht man bloss mit diesem Jungen?» schmeichelt ein und Hits wie «Dann schlägt dein Herz», «Wenn es gut ist» oder «Wenn die Music nicht so laut wär» erhalten eine wohlige, rockigere Note.Neues Songmaterial vom nächsten Album mit dem Titel «Feelings aus der Asche» gibt es vom Hamburger Liedermacher ebenfalls zu hören. Der erste Vorgeschmack mit dem karibisch angehauchten «So muss es beginnen» und einem Touch französischen Chansons bei «Boogie Man» klingt schon einmal vielversprechend.
Dank den Begleitmusikern ist Olli Schulz zu seiner eigenen Freude wieder imstande, auch mehrere Songs von «einer seiner Lieblingsplatten» («Warten auf den Bumerang») zu spielen, die er 2006 mit Band aufgenommen hatte und die dazumals unter anderem wegen einer insolventen Plattenfirma floppte. Heraussticht da das melancholische «Unsichtbarer Vogel», das mit Trommel, Piano und leiser elektrischer Gitarre im Hintergrund schön unter die Haut geht.
Melancholie, Witz und Trash
Ähnlich eindringlich präsentiert sich das mit Mundharmonika begleitete «Weil die Zeit sich so beeilt», das als eines der «Trennungslieder» den Gegenpol zum witzigen Songrepertoire (u.a. mit dem grossartigen «Saunaaufguss in Lankwitz» oder einem amüsanten «Kätzchen»-Intermezzo) und dem trashigen Part rund um Refraingestöhne des Publikums («Partytrack») und Schulz' Blödelfreestyles bietet.Nicht nur da redet sich der Wahlberliner regelmässig um Kopf und Kragen. Er gibt zudem Lebensweisheiten der Marke «Auch die schönsten Füsse stinken einmal» weiter oder enerviert sich in einem wunderbar schnoddrigen Wortschwall zu Recht über die unsägliche Smartphone-Filmerei an Konzerten. Das alles gehört beim Entertainer Olli Schulz mit dazu, dem an diesem wie erwartet unterhaltsamen Abend eine gute Band musikalisch den Rücken gestärkt hat.