So war Chet Faker in Zürich

Einige Trümpfe gespielt

Im restlos ausverkauften Mascotte gibt der australische Durchstarter Chet Faker eine Live-Kostprobe seines Könnens. Das Konzert gefällt, offenbart insgesamt aber noch etwas Luft nach oben.
Chet Faker als Alleinunterhalter. (im Bild bei einem Auftritt in Amsterdam)
Chet Faker als Alleinunterhalter. (im Bild bei einem Auftritt in Amsterdam)Photo: Screenshot / Youtube, minoe54
Dass vollbärtige Sänger Empathie wecken können, weiss man nicht erst seit diesem Wochenende und der Erscheinung Conchita Wursts. Schon länger zirkuliert der Name des Australiers Chet Faker weltweit prominent durch die Musikblogs. Auch in der Schweiz hat man vom gefühlvollen Elektrosoul Fakers Notiz genommen. Sein Konzert im Zürcher Mascotte ist Wochen im voraus bereits ausverkauft.

Vor Ort wird die anfangs angesprochene Bartthese untermauert: Ein ursympathischer Kerl steht da am vergangenen Freitagabend allein auf der Bühne, der nicht nur gesanglich überzeugen kann, sondern auch mit Humor und Charme durch seine Show führt.

Und doch werden nicht ganz alle Erwartungen erfüllt. Die Coverversion «No Diggity» beispielsweise, die dem Australier einst viral zu immenser Bekanntheit verhalf, hat sich in der Zwischenzeit trotz grosser Begeisterung seitens des Publikums spürbar abgenützt. Das fällt insbesondere im direkten Vergleich mit dem nachfolgenden «Drop The Game» auf, einem von Faker's diversen Hits aus der Zusammenarbeit mit Landsmann und Kumpel Flume. Nicht nur das elektronische Element kommt da deutlich besser zur Geltung, auch der Gesang bietet wesentlich mehr Kraft und Präsenz an.

Überhaupt sind es die druckvolleren Songs von Chet Faker, die live den bestechenderen Eindruck hinterlassen. Wenn der Australier mit seinen Synthies die Elektronik spielerisch, aber nicht zu verspielt einsetzt - wie beim ebenfalls herausragenden «1998» - entfaltet sich eine viel dringlichere Wirkung.

Von den ruhigeren Songs knüpft das wunderbare «Talk Is Cheap» als löbliche Ausnahme ebenfalls daran an. Manch anderes der unisono sauber vorgetragenen Stücke gerät aber im zurückhaltenderen Fahrwasser ab und an nahe Richtung Monotonie. Da trägt auch die inexistente Lichtshow ihren Teil dazu bei, die in diesen Phasen das Geschehen positiv verstärkend unterstützen könnte, es aber nicht tut.

Und so schafft es Chet Faker's Konzertabend im Endeffekt nicht ganz auf das (hohe) Level des überzeugenden Debütalbums, wenngleich er sich mit einer stattlichen Portion Entspanntheit und einer Handvoll Höhepunkten mindestens schon auf einem guten Weg dahin befindet.
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